Andreas Bender

Gelunge Symbiose von Kunst und Kommerz

Simmern. Über 5 000 Filme in über 50 000 Vorstellungen mit etwa 1,25 Millionen Zuschauern – das ist die beachtliche Bilanz der neun Pro-Winzler nach 40 Jahren.

Seit 1985 stellen sie wöchentliche Filmprogramme zusammen. Alles ging los mit der Idee, die Kombination Blockbuster und Programmfilme auch im Hunsrück zu ermöglichen. »Wir wollten einfach gutes Kino in unsere Region bringen, da viele Kinoschätze des Programmkinos hier an den Menschen vorbeigegangen sind«, sagt Wolfgang Stemann. Annette Prinz ergänzt: »Es war natürlich auch etwas Eigeninteresse dabei, damit wir für Filme abseits des Mainstreams nicht immer nach Koblenz oder Mainz fahren mussten.«

 

So haben sich neun Cineasten als »Hunsrücker Kinoinitiative« zusammengefunden und ab Sommer 1985 Programmfilme auf die Leinwände in Simmern, Boppard, Emmelshausen und Kastellaun gebracht. »Wir haben gemerkt: Es gibt hier ein Publikum für diese Filme«, sagt Margit Klein. Nachdem die Postlichtspiele in Simmern schlossen, hat sich die Gruppe nach reiflicher Überlegung und Recherche entschlossen, ein neues Kino in der Kreisstadt zu eröffnen. »Es war keine leichte Entscheidung. Einmal mussten wir das neben dem Berufsalltag ehrenamtlich stemmen«, betont Annette Prinz. »Zudem sind wir ein Risiko eingegangen, denn niemand hatte Erfahrung
darin, wie man ein Kino betreibt.« Die Expertise hat man sich sukzessive angeeignet. Auch die Rückendeckung der Stadt war von Beginn an essentiell für den Erfolg.

 

Die neun gründeten den Verein Pro-Winzkino Hunsrück e.V. und nach Monaten der Einrichtung, wurde am Freitag, 13. Februar 1992, das Pro-Winzkino am Fruchtmarkt eröffnet. »Gestartet sind wir mit fünf Filmen pro Woche, meist am Wochenende. Schon damals gab es auch immer einen Kinderfilm im Programm«, erinnert sich Annette Prinz. »Schnell haben wir das auf die komplette Woche ausgeweitet, mit zehn bis 14 Vorstellungen.«

 

2008 folgte der Ausbau: Ein zweiter Saal und das große Foyer wurden ergänzt. Ganz klar: Der Programmfilm durfte nie fehlen. Die Pro-Winzler sehen ihr Kinoprogramm bis heute als eine »gelungene Symbiose von Kunst und Kommerz.« Zudem hat man bis heute auch alle technischen Entwicklungen nachgehalten – ob Digitalisierung, 3D oder Dolby Atmos.

 

»Es war eine tolle Zeit. Die Leute, die man kennengelernt und die Kontakte, die man geknüpft hat sowie die vielen tollen Erlebnisse halten bis heute nach. Ob begeisterte und treue Kinobesucher, gelungene Veranstaltungen oder der Besuch von Filmfestspielen – rückblickend würden wir alles wieder genauso machen«, sagen die Pro-Winzler unisono. »Und Kino vermittelt«, sagt Jan Schröder, »so habe ich meine Frau kennengelernt.«

 

Bis heute hält die Leidenschaft »Kino zu machen« an und untermauert seit 40 Jahren den Zusammenhalt. »So sind wir auch immer mit Meinungsverschiedenheiten in der Gruppe klargekommen«, sagt Klaus Endres. »Mit neun starken Persönlichkeiten eckt man untereinander auch mal an. Aber die Leidenschaft, Kino und Kultur in die Region zu bringen, überwiegt bis heute.« Das beweisen auch
die zahlreichen Auszeichnungen und nicht zuletzt die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz, mit der die Pro-Winzler im Januar geehrt wurden (https://www.wochenspiegellive.de/rhein-hunsrueck-kreis/artikel/40-jahre-engagiert-fuer-film-und-kultur).

 

Dennoch rückt mittlerweile der Abschied näher. »Altersbedingt«, sagt Wolfgang Stemann, »die meisten von uns sind jetzt über 70. Daher wollen wir uns Ende 2026 zurückzuziehen.« Margit Klein betont: »Wir haben zusammen angefangen und wollen zusammen aufhören! Wir sagen aber nicht einfach Tschüss, sondern sind um eine geordnete Nachfolge bemüht. Wir haben viel Zeit und Leidenschaft investiert. Daher soll es mit dem Kino auch ohne uns weitergehen.«


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