Die French Open sorgen dieser Tage bei Tennisfans für Gesprächsstoff: Spannende Spiele, gute Stimmung, hervorragendes Wetter, deutsche Überraschungen. Sportreporter Vinzenz Anton berichtet aus Paris über den 28. und 29. Mai und hat Roger Federer und Rafael Nadal aus nächster Nähe spielen sehen, sich mit Andrea Petkovic unterhalten, den Cheftrainer vom Dauerchampion Nadal getroffen und eine bemerkenswerte Aussage von "Sascha" Zverev aufgeschnappt.
Dieser Tennisbericht eignet sich gerade für Fans, die noch nie live in Roland Garros waren, da hilfreiche Tipps zu Eintrittskarten, Metro und weiteren Besonderheiten gegeben werden. Der Verfasser dieses Artikels verfolgt die Karriere von Andrea Petkovic seit Jahren und hat die 31-jährige Darmstädterin schon mehrfach in Luxemburg beim Damen-Turnier in Kockelscheuer oder bei den French Open in Paris live gesehen - jedes Mal wird die beliebte Sportlerin von vielen Fans unterstützt und aufgrund ihrer sympathischen Art auch von Gegnerinnen geschätzt. Pressekonferenzen mit "Petko" sind immer ein Spektakel.
Die ehemalige Nummer neun der Tennis-Welt hat sich bei Roland Garros im Einzel bis in die dritte Runde gespielt (trifft dort auf dem zweitgrößten Platz Suzanne-Lenglen auf die gesetzte Ashleigh Barty). Im Doppel sorgte die Fed-Cup-Spielerin Petkovic zusammen mit ihrer Kollegin Sofia Kenin (die im Einzel auch in der Runde der besten 32 steht und dort auf ihre Landsfrau Serena Williams trifft) für eine große Überraschung, als das deutsch-amerikanische Doppel die Doppel-Grand-Slam-Siegerin Lucie Safarova (die nach der Partie ihre Karriere beendete) mit ihrer tschechischen Partnerin Dominika Cibulkova in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:0 aus dem Turnier warf.
Deutschlands Tennis-Ass "Sascha" Zverev hat schwierige Monate hinter sich, scheint seine kleine Krise mit dem Turniersieg in Genf aber hinter sich gelassen zu haben. Mit dem Turniersieg im Gepäck nach Paris angereist, stand der Schützling von Tennis-Legende Ivan Lendl in seiner Erstrundenpartie dem Australier John Millmann gegenüber. Jener Millmann, der bei den US Open 2018 für eine große Überraschung sorgte, als er in der Night Session den Champion Roger Federer schlug. Für Sascha Zverev wurde die Partie zu einem Kraftakt (bei der ein Zverev-Schläger zerhackt wurde, da der gebürtige Hamburger Satz vier verlor und in den Entscheidungssatz musste). Das Marathonmatch überstand Zverev nach gut vier Stunden Spielzeit mit 7:6, 6:3, 2:6, 6:7 und 6:3. "Wichtig ist der Sieg, da er mir weiter Selbstvertrauen gibt. Die letzten Monate waren nicht einfach für mich und der Gegner hat es mir heute schwer gemacht. Dabei habe ich nicht schlecht gespielt, sondern Millmann alles zurückgebracht", freute sich der Youngster auf der Pressekonferenz über das Weiterkommen.
Von einem Reporter-Kollegen wurde der ATP-Finalsieger 2018 gefragt, ob er sich ein neues Handy zugelegt habe, nachdem es beim Turnier in Rom vor einigen Wochen kaputt gegangen war - daraufhin Zverev: "Ehrlich gesagt vermisse ich Nichts! Es ist angenehmer ohne Handy, da ich nur über meinen Bruder oder meine Eltern zu erreichen bin. Und das hat Vorteile, da ich mich wieder mehr auf Tennis konzentrieren kann und nicht ablenken lasse. Ich entscheide selbst, mit wem ich spreche und wen ich zurückrufe - ich fühle mich wohl, weshalb ich mir so schnell auch kein Handy nachkaufen werde."
Ein anderer Deutscher überraschte: Jan-Lennard Struff, David-Cup-Kollege von Zverev, spielte in Paris sein bestes Grand-Slam-Turnier und erreichte erstmals das Achtelfinale - dort unterlag der Warsteiner dem Weltranglistenersten Novak Djokovic klar in drei Sätzen.
Rafael Nadal, der (Sandplatz-)König
Der 33-jährige Mallorquiner gilt nicht nur bei den Buchmachern als großer Favorit auf seinen dann 12. Titel bei seinem Lieblingsturnier. Rafa Nadal ist eine lebende und spielende Legende und wird ebenso umlagert und bejubelt wie Roger Federer. Die Statistikwerte vom "Stier aus Manacor" sind beeindruckend und wenn man den Spanier live spielen sieht, versteht man auch sein Erfolgsrezept. Alle Spieler, die bei einem Grand-Slam-Turnier aufschlagen, sind Spitzenspieler. Aber Nadal hat es geschafft, über ein Jahrzehnt hinweg zu den absoluten Weltklassespielern zu gehören und ist in Paris auf Sand praktisch nicht zu schlagen. Seine große Laufbereitschaft, sein Siegeswille, sein hoch abspringender Topspin machen es für jeden Gegner schwer. So verputzte der Weltranglistenzweite in der zweiten Runde den jungen Deutschen Yannick Maden oder ließ eine Runde später dem Bitburger-Tennis-Grand-Finalisten von 2010, David Goffin, am Ende keine Chance (6:1, 6:3, 4:6, 6:3).
Dass Nadal ein wahrer Champion ist, bewies er auch im Interview nach seinem Sieg über Maden: "Ich finde es schön, dass heute so viele Kinder und Jugendliche auf der Anlage waren. Wenn ich euch einen Tipp geben darf, wie man zumindest einmal die French Open gewinnt: Denkt nicht an das Siegen in Roland Garros. Denn ihr müsst es genießen, Tennis zu spielen und im Kopf frei sein. Ich empfehle euch, immer vollen Einsatz zu geben und eure Seele auf dem Platz zu lassen. Dann könnt ihr es weit bringen."
Vinzenz Anton als Wochenspiegel-Reporter "hautnah" in Paris dabei
Als akkreditierter Medienvertreter konnte ich Roland Garros aus verschiedenen Blickwinkeln erleben und habe zum Beispiel Carlos Moya, den Coach von Rafael Nadal getroffen, konnte einer Pressekonferenz von Alexander Zverev beiwohnen, Reporterlegende Michael Stach sprechen, internationale Pressekollegen treffen, Boris Becker mit Thomas Tuchel im Gespräch beobachten oder Roger Federer und Rafa Nadal auf dem 15.000-Zuschauer fassenden Court Philippe Charter verfolgen.
Zwei tolle Tennis-Tage ereigneten sich vom 28. auf den 29. Mai mit Tenniskollegen vom TC Konz - die Reise begann in der ersten Turnierwoche am frühen Dienstagmorgen um 06 Uhr in Trier, von wo aus es über Konz zum Luxemburger Hauptbahnhof ging. Tennisfans aus der Region ist ein Besuch bei Roland Garros in aller Schärfe zu empfehlen, denn man ist per TGV schnell in Paris und kann relativ nah vor der Haustür live bei einem Grand-Slam-Turneir dabei sein und die einzigartige Atmosphäre und atemberaubende Ballwechsel erleben.
TC Konz bei Roland Garros
Wenn man den TGV zwei Monate im Voraus bucht, kann man ein kostengünstiges Ticket von Luxemburg nach Paris ab 40 Euro pro Person erwischen. So waren wir Tennisspieler des TC Konz nach einem kurzen TGV-Umstieg in Metz gegen 11 Uhr in Paris und um 12 Uhr nach erfolgreicher Sicherheitskontrolle auf dem ehrwürdigen Gelände von Roland Garros. Eintrittskarten sollte man sich sofort nach Veröffentlichung des Ticketstarts sichern, da die Nachfrage enorm ist. Idealerweise sollten sich Tennisfans an dem besagten Tag (meist ist Vorverkaufsstart zwei Monate vor Turnierbeginn, also im März) einen halben Tag Urlaub nehmen, da die Ticket-Online-Warteschlange immer mehrere Stunden lang andauert. Preislich gibt es Tickets für die Außenplätze schon ab 30 Euro, die gut investiert sind, da man auch auf den Nebenplätzen in der ersten Woche jede Menge Spektakel erlebt und sehr nah an die Start rankommt. Wer definitiv einen Star der Szene sehen will, der sollte sich Tickets der Kategorie 1 für die erste oder zweite Runde auf einem der drei größten Plätze ab 60 Euro pro Karte (Court Philippe Chatrier, Court Suzanne Lenglen oder Court Simone-Mathieu) sichern. Der Autor war seit 2016 jedes Jahr bei den French Open dabei und empfiehlt einen Aufenthalt von zwei Tagen mit einer Übernachtung, womit man insgesamt preislich bei etwa 350 Euro liegt (100 Euro Hotel, 100 Euro Tennis-Tickets für zwei Tage (einmal Hauptplatz, einmal Nebencourt), 100 Euro TGV und Metro zuzüglich Verpflegung). Zudem ist eine "Schlecht-Wetter-Ticketversicherung" zu empfehlen, die nur wenige Euro extra kostet, aber im Regenfall bares Geld zurückbringt.
Vom Pariser Bahnhof Gare de l'Est ist die Metro zu empfehlen, um möglichst schnell, sicher und günstig zum Tennis zu kommen. Metro-Tagestickets gibt es schon für knapp zehn Euro (und sollten in jedem Fall bis zum Ende der Fahrt aufgehoben werden, da ab und zu Kontrolleure das Metro-Ticket sehen wollen - problematisch, wenn man es am Ende der Fahrt nicht mehr hat...). Zudem sollte das Metro-Ticket nicht in der Hose aufbewahrt werden, da die Magnetstreifen so beschädigt werden können. Nach Roland Garros fährt man mit der Metrolinie 10 und steigt "Porte d'Auteuil" aus.
va
Fotos: privat/Vinzenz Anton