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Svenja Pees

Tanja Gräff: Rätsel um ihren Tod immer noch nicht gelöst

Was genau ist mit Tanja Gräff geschehen? Diese Frage kann nach wie vor nicht einwandfrei beantwortet werden und wird es vielleicht auch niemals. Auf einer Pressekonferenz stellten Polizei und Staatsanwaltschaft vergangene Woche das Gutachten der Mainzer Rechtsmedizin vor. Nichts deutet auf ein Verbrechen hin? ein Tötungsdelikt kann die Polizei aber dennoch nicht ausschließen.

Die sterblichen Überreste und die Kleidung der Trierer Studentin sind in den vergangenen Wochen intensiv von der Mainzer Rechtsmedizin untersucht worden. An den Knochen seien keine Anhaltspunkte für Gewalteinwirkung von dritter Hand gefunden worden, wie Dr. Reinhard Urban, Leiter der Mainzer Rechtsmedizin erklärte. Das Skelett der Studentin wies starke Verletzungen an der Wirbelsäule auf, die letztlich auch zum Tod geführt haben. "Alle diese Verletzungen lassen sich in Folge eines Sturzes interpretieren", so Urban. So sei die Studentin aus großer Höhe gefallen und an mehreren Stellen gegen Felsenvorsprünge geprallt. Das bestätigte auch ein Experiment, das die Ermittler vor ein paar Wochen am Roten Felsen vornahmen. Hierbei warfen sie lebensgroße Dummys an unterschiedlichen Stellen den Hang hinunter, um den Sturz von Tanja Gräff zu rekonstruieren (wir berichteten). 25 Meter in die Tiefe gestürzt Laut Gutachten fiel die Studentin 25 Meter in die Tiefe und blieb dort in einem Ast hängen, der aus dem Felsvorsprung wuchs. Als die Leiche zu verwesen begann, stürzte sie die restlichen 14 Meter zu Boden. Der Bereich, in dem Forstarbeiter das Skelett von Tanja Gräff fanden, wurde nach ihrem Verschwinden auch mit einem Hubschrauber abgesucht. Man hätte die Studentin allerdings in dem Ast nicht sehen können, wie Christian Soulier, Leiter der Sonderkomission, erklärte. Zum Beweis legten die Ermittler Bilder aus dem Sturz-Experiment vor. Selbst der weiß gekleidete Dummy war in dem dichten Geäst nicht erkennbar. Das Gelände war zur Zeit des Verschwindens von Tanja Gräff noch stärker bewachsen. Unfall oder Verbrechen? Ob Tanja Gräff ausrutschte und abstürzte oder gestoßen wurde, kann nicht einwandfrei geklärt werden. Darauf geben die Knochen keinen Aufschluss. Die vermutete Absturzstelle befindet sich in einem sehr steilen Bereich, zwei bis drei Meter entfernt von einem Metallzaun. Sprich: Eine weitere Person hätte sich ebenfalls in große Gefahr begeben müssen, um zu der Stelle zu gelangen. Dies sei allerdings eine rein technische Geschichte, so Urban. Laut dem Rechtsmediziner hätte natürlich auch jemand dort rumlaufen können, ohne runterzufallen. Ein weiterer Grund, der laut Urban gegen die Stoßvariante spricht, ist, dass Tanja Gräff mit den Beinen zuerst den Felsen hinabgestürzt ist. "Wenn ich jemanden richtig stoße, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er nicht mit den Beinen voran nach unten fällt und sich ? aus meiner Sicht - eher Kopfverletzungen oder mehr Verletzungen an den oberen Extremitäten zuzieht. Solche Verletzungen waren nicht da", so Urban. Stoß kann nicht ausgeschlossen werden Der Rechtsmediziner machte aber auch deutlich, dass trotz dieser Umstände ein Stoß nicht ausgeschlossen werden kann, da dieser nicht nachweisbar wäre. Darüber ob Tanja Gräff nach ihrem Sturz noch gelebt hat oder direkt Tod war, konnte der Rechtsmediziner keine Auskunft geben. Verletzungen an ihrer Hand und ihrem Arm geben laut dem Gutachten aber Aufschluss darüber, dass sie bei ihrem Sturz bei vollem Bewusstsein war. So wies das Skelett Verletzungen auf, die darauf hinweisen, dass die Studentin versucht hat, den Sturz nach hinten abzufangen. Fall noch lange nicht abgeschlossen Was genau in der Nacht vom 7. Juni 2007 geschah, ist allerdings immer noch unklar. Wann ist Tanja Gräff abgestürzt? Warum war sie an der Stelle? War sie betrunken? Bei ihrer Leiche wurden immerhin mehrere kleine, ausgetrunkene Schnapsflächen gefunden. Mit diesen Fragen werden sich die Ermittler auch in Zukunft beschäftigen. Bis dahin wolle man auch nicht beurteilen, ob es ein Unfall war oder eine dritte Person am Tod der Studentin beteiligt war, erklärte der leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. "Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand ist beides nicht ausgeschlossen." Der Fall Tanja Gräff ist also noch lange nicht abgeschlossen. Derzeit wird das Handy der damals 21-Jährigen ausgewertet. Auch einige Spuren werden nach wie vor überprüft. "Schreiexperiment" Bei der Pressekonferenz wurden auch das Ergebnis des "Schreiexperiments"  vorgestellt. Bei diesem hatten die Ermittler vor ein paar Wochen den Schrei an der Kabinenbahn nachgestellt, den ein Zeuge in der Nacht von Gräffs Verschwinden gehört haben will (wir berichteten). Das Gutachten kam zu dem Ergnis, dass der Schrei nicht von Tanja Gräff stammen kann. 


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