Interview mit Eintracht Trier Trainer Thomas Klasen: "Uns gingen am Ende die Ressourcen aus"
Interview: Nico Lautwein
"Zweiter Anlauf" in der Regionalliga: Wie schätzen Sie die sportliche Situation ein?
Für Eintracht Trier ist es erst das zweite Mal innerhalb von zehn Jahren, dass der Verein in zwei aufeinanderfolgenden Saisons in der Regionalliga spielt. Von daher gehen wir, wie schon im vergangenen Jahr, mit Demut in die Saison und sind froh, uns mit vielen etablierten Mannschaften messen zu können. Insgesamt schätze ich die Liga im Vergleich zum Vorjahr stärker ein. Aus der dritten Liga kommt mit dem SV Sandhausen ein Verein, der sich mit seinem Etat von allen anderen Vereinen in der Liga deutlich absetzt und für den es nur um Platz eins gehen wird. Aus der Oberliga kommt mit der SG Sonnenhof Großaspach eine Mannschaft hoch, die in der Oberliga unter nahezu Profibedingungen trainiert hat.
Sportlich haben wir unsere Lehren aus der vergangenen Saison gezogen und den Kader verbreitert. Damit sind wir zuversichtlich, unsere Saisonziele dieses Jahr erreichen zu können.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem Saisonverlauf und dem knappen Klassenerhalt?
Wir haben jetzt in der dritten Vorbereitung und in vielen Spielen der abgelaufenen Saison gesehen, wozu die Jungs auf dem Rasen in der Lage sein können. Umso wichtiger war es für die Mannschaft in den ersten zwei Dritteln der Saison, viele Punkte sammeln zu können.
Für einen Aufsteiger ist es ein Stück weit normal, dass es während der Saison Dämpfer gibt. Deswegen kamen die Niederlagen am Saisonende für mich nicht überraschend. Uns gingen die Ressourcen aus, da viele Spieler, die angeschlagen waren, sich nicht mehr ordentlich regenerieren konnten oder im Kopf nicht mehr frisch waren. Das ist dem Teilprofitum geschuldet, da viele Spieler einem geregelten Beruf nachgehen. Um das besser auffangen zu können, haben wir im Sommer den Kader verbreitert. Damit können wir besser auf Verletzungen reagieren und den Spielern eine Pause geben, wenn sie eine brauchen.
Was sind die Saisonziele?
Der erneute Klassenerhalt und somit die Eintracht Stück für Stück in der Liga zu etablieren. Aufgrund bekannter Vorkommnisse zum Ende der letzten Saison, gehen wir mit demselben Budget an den Start wie 2024/25. Somit gilt es vorab die vier Aufsteiger wieder hinter sich zu lassen und so nah wie möglich an die einstelligen Tabellenplätze zu gelangen. Dazu bleibt auch unverändert das weitere große Ziel endlich mal wieder den Bitburger Rheinlandpokal gewinnen und nach Trier zu bringen!
Wie hat sich die Mannschaft im Vergleich zur letzten Spielzeit verändert?
Wir wollten den Kader verjüngen und den Fokus auf die Defensive legen, was uns mit den Neuzugängen auch geglückt ist. Bisher ist Noah Awassi mit 27 Jahren unser "ältester" Neuzugang. Alle anderen sind deutlich jünger.
Das Team hat nun ein Durchschnittsalter von rund 25 Jahren, ist der Fokus noch weiter auf junge Talente gerückt?
Unser Fokus liegt immer auf jungen Talenten. Besonders natürlich auf den Talenten aus den eigenen Reihen. In der Oberliga hat Maxim Burghardt debütiert, der anschließend in die dritte Liga nach Aue verkauft wurde. Neben dem finanziellen Aspekt war und ist das ein Gütesiegel für unsere Jugendarbeit. Das wird auch weiterhin der Anspruch von Eintracht Trier sein, dass die besten jungen Talente der Region beim SVE spielen.
Wie würden Sie Ihren Spielstil und taktische Philosophie beschreiben?
Wir legen in der Vorbereitung viel Wert auf Harmonie und Automatismen. Viele Jungs machen jetzt schon die dritte Vorbereitung mit mir mit und konnten das in den vergangenen zwei Jahren sehr gut umsetzen. Das sieht man an den positiven Saisonstarts. Die Spieler sollen direkt wissen, wie sie mit und gegen den Ball agieren müssen. Diese Saison muss das Ziel sein, die Automatismen nachhaltiger zu verfestigen, damit wir davon im Saisonverlauf länger zehren können.
Ich persönlich bin eher ein Trainer, der einen offensiven Spielstil bevorzugt. Ich gewinne lieber 4:3 als 1:0. Ich habe lieber den Ball, als dass ich ihm hinterherlaufe. Dafür kommen die Zuschauer ins Stadion. Ein mutiges Spiel nach vorne gepaart mit klaren Prinzipien in der Defensive - das ist meine Forderung an die Spieler. Das sieht man zum Beispiel in den Vorbereitungsspielen gegen höherklassige Gegner wie Elversberg oder Eupen. Hier war die Mannschaft in der Lage, dem Gegner auch mit Ball viel entgegenzusetzen.
Sie gehen in die 3. Saison als Cheftrainer beim SVE, wie eingespielt ist das Team hinter der Mannschaft mittlerweile?
Wir sind ein sehr eingespieltes Team. Im Kern arbeiten wir (Co-Trainer Jan Stoffels, Torwarttrainer Jochen Pfaff) im dritten Jahr zusammen und jeder hat seine festen Aufgaben. Das gegenseitige Vertrauen leben wir und ist eine Grundvoraussetzung im Teamsport.
Im Gegensatz zu vielen anderen Regionalligisten bin ich der einzige hauptamtlich Angestellte im Trainerteam. Dennoch hat ein kleiner Staff Vorteile, da es klare Abläufe gibt und wir uns sehr gut verstehen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit außerhalb des Fußballplatzes?
Dadurch, dass ich, wie oben beschrieben, der einzige hauptamtliche Angestellte im Trainerteam bin, bleibt nur wenig Zeit für Freizeit. Trainingseinheiten gilt es vor und nachzubereiten. Dazu montags die Videoanalyse des letzten Spiels und mittwochs dementsprechend für den kommenden Gegner. Weiterhin gestalte ich die Periodisierung und Belastungssteuerung, was bei anderen Teams unserer Liga komplett in die Hände des Athletiktrainers fällt, den wir uns sparen. Durch den schlanken Staff können wir mehr Geld in die Mannschaft investieren, dafür nehme ich weniger Freizeit gerne in Kauf.
Außerdem habe ich vor einem Jahr ein Haus in der Eifel gebaut und übernehme -nach dem Innenausbau- nun aktuell auch viele Arbeiten selbst beim Bau der Außenanlagen. Da habe ich gerade in der fußballfreien Phase viel Zeit investiert.
Haben Sie eine Lieblingsmannschaft/en neben dem SVE und verfolgen Sie noch andere Sportarten aktiv?
Wenn doch etwas Freizeit übrigbleibt, schaue ich sehr gerne Fußball im TV. Aktuell zum Beispiel die Fußball-EM der Frauen. Auch bei Handball, Tennis oder American Football schalte ich gerne ein. Für mich ist es wichtig, neben dem Fußball über den Tellerrand zu schauen. Da kann man sich für den Fußball viel abschauen.
Ich war zur Kindes- und Jugendzeit Fan vom VfB Stuttgart. Damals hat mich das magische Dreieck mit Balakov, Elber und Bobic fasziniert und mein Kinderzimmer hing voll mit VfB-Accessoires. Auch in den vergangenen Jahren habe ich den Aufschwung in Stuttgart verfolgt.
Wo sehen Sie die Eintracht in fünf Jahren / und was bedarf es noch für einen theoretisch zukünftigen Aufstieg in Liga 3?
Die Eintracht ist ein Traditionsverein und hat mit seinem Umfeld gezeigt, wozu er in der Lage sein kann. Vom SVE geht in der Region eine große Strahlkraft aus. Von daher ist es ganz normal, dass man als Fan und Verein träumen darf. Derzeit sind wir von der dritten Liga aber noch weit weg. Wir müssen uns sportlich und finanziell entwickeln. Der Verein muss mit Rückschlägen ruhig, aber kritisch umgehen und die richtigen Lehren ziehen. Vereine wie Heidenheim oder Elversberg haben gezeigt, was mit einem ruhigen, aber zielgerichtetem Umfeld möglich ist. Dass es auch Dellen in der Entwicklung gibt, gehört dazu und ist Teil der Entwicklung.
Am liebsten würde ich den Verein auf diesem Weg weiter als Trainer begleiten. Zwar läuft mein Vertrag nach der Saison aus, aber jeder weiß, wie sehr ich mich mit dem Verein identifiziere. Es ist für mich ein Privileg, den Traditionsverein trainieren zu dürfen, mit dem ich in der zweiten Liga gespielt habe. Vielleicht schaffen wir es in vier bis fünf Jahren, uns im oberen Tabellendrittel zu etablieren. Dann können wir schauen, was nach oben noch geht.

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