

Gameboy, Computerspiele, Fernsehkonsum: Nur drei Beispiele für Konsumieren und "Berieseln - Lassen" heutzutage. Nichts mehr mit Phantasie, Kreativität, "Spielwitz". Was heute zählt ist ein warmes Zimmer als "Spielplatz", Elektronik als Hilfsmittel und eine wohlige Atmosphäre. Kaufen, um es dann gebrauchen. Früher war das anders. Einfachste Spiel-"Geräte", viel freier Raum und frische Luft, dazu ein paar Spielgesellen - und schon konnte es beginnen!
Die Kultur der Spiele in der Eifel und in anderen Landstrichen unserer Heimat - hier lässt sich keine Grenze festmachen - ist schnell beschrieben. Traditionelle Kinderspiele waren :
Spiele, das waren für groß und klein oft die geeignete Alternative zur schweren Arbeit der Landbevölkerung. Und hierzu bot sich Gelegenheit bei besonderen Anlässen wie Kirmes, Fastnacht oder rund um Weihnachten. Während erwachsene Männer oft das Karten- und Kegelspiel bevorzugten, die Frauen eher das häusliche Brett- oder Ratespiel, lockte es die Kinder doch immer wieder zu ihren Altersgenossen ins Freie. Reigenspiele aller Art waren besonders bei Mädchen beliebt. Dazu gehörte die Bildung eines Kreises, der gemeinsame Gesang von Liedern und die Bewegung. Dabei galt es, bestimmte rhythmische Bewegungen nachzuahmen oder eine Rolle zu spielen. Diese Art von Kreis- und Tanzspielen fand entweder im Hof, auf einer nahegelegenen Wiese, auf der Tenne oder dem Dorfplatz statt. Beispiele sind u.a.:
Bei dem erstgenannten Spiel halten sich die Kinder an den Händen und bilden einen Kreis. Die Mädchen beginnen die erste Strophe des Liedes zu singen, wobei sie passend zum Text abwechselnd den linken und rechten Fuß vorstrecken. Im zweiten Teil der Strophe werden die im Text genannten Tätigkeiten nachgeahmt, die das Kind in der Kreismitte vorspielt. Der Text des Liedes lautet:
"Zeigt her eure Füße,
zeigt her eure Schuh
und sehet den fleißigen Waschfrauen zu.
Sie waschen, sie waschen, sie waschen den ganzen Tag.
..sie wringen.. ... sie bleichen... ...sie gießen... ...sie spülen... ...sie bügeln... ...sie trinken... ...sie falten... ...sie bürsten... ...sie reiben... ...sie glätten..."
Dieses Kreisspiel wurde bis etwa 1965 in der Westeifel gespielt.
Das Plumpsack - Spiel wird von mindestens acht bis zehn Kindern ebenfalls als Kreisspiel gespielt. Ein geknotetes Taschentuch dient als Spielhilfe. Ein durch Abzählen ermittelter Spieler geht um den Kreis und hält ein Taschentuch, den "Plumpsack", in der Hand. Dabei singt er:
"Dreht euch nicht um,
denn der Plumpsackgeht herum.
Wer sich umdreht oder lacht,
kriegt den Buckel schwarz gemacht".
Während des Gesanges darf sich kein Mitspieler im Kreis umdrehen, während der Plumpsackspieler um den Kreis herumgeht. Plötzlich fällt das Taschentuch hinter einem Kind zu Boden. Bemerkt dieses den Plumpsack nicht und der Spieler ist wieder bei ihm angelangt, wird es angeschlagen und übernimmt fortan die neue Rolle des Plumpsackspielers. Es gibt viele weitere Formen und Varianten dieses einfallreichen Spiels, das ebenfalls bis in die 60er Jahre in der Eifel weit verbreitet war. Ri-ra-rutsch und Ringel-Ringel-Rose waren ebenso beliebt bei Mädchen, wobei diese Spiele vornehmlich in großer Gemeinschaft während der Schulpausen ausgetragen wurden.
Zu den traditionellen Kinderspielen gehörten die Wurf- und Ballspiele. Natürlich war das Fußballspiel für die Jungen das Spiel der Spiele. Doch anstelle eines WM-reifen Lederballes wurde es mit Blechdosen, Gummibällen oder gar mit Steinen durchgeführt. Da auch selten Tore außerhalb des Sportplatzes zur Verfügung standen, pflanzte man entweder Pfähle in den Boden oder markierte lediglich die Breite des Tores mit freigewählten Gegenständen. Hoch im Kurs stand auch das "Räuber- und Gendarmspiel" oder die "Schnitzeljagd" bei den Jungen. Beim letzteren, vereinzelt heute noch im Gebrauch, markieren einige Burschen auf ihrem Zug durch Feld und Wald ihre Wegestrecke mit bestimmten Zeichen. Ein zweiter Trupp muss den Weg erkennen, indem er die Symbole deutet und Hinweise auf die erste Gruppe erhält. Ein interessantes und ideenreiches Spiel, an das sich der Verfasser selbst noch gut erinnert. Standball, Jägerball, Pinnschlagen und "Schangeln" gehören ebenfalls zur vielpraktizierten Spielart der Ball- und Wurfspiele. Eine Art "Schießspiel" war das Pfeil- und Bogenschießen auf selbstgefertigten Geräten aus Spannseil und Haselnussruten. Zielwerfen auf Blechbüchsen oder Scheibenwurf durch vorgegebene Öffnungen förderten die Treff- und Zielsicherheit.
Verstecken
Ein altes Spiel, das man auch schon zu zweit spielen kann, ist das Versteckspiel. Ein Kind hält sich die Augen zu und zählt laut von 1 bis 20, während sich die anderen Kinder irgendwo in der Nähe verstecken. Mit einem lauten "Ich komme!" nach dem Zählen macht man darauf aufmerksam, dass die Suche beginnt. Meist wird vorher durch einen Abzählreim bestimmt, wer die Rolle des suchenden Kindes übernehmen soll. Der Abzählreim geht wie folgt: Die Kinder stehen im Kreis und ein Kind zählt ab. Dabei wird bei jeder aufgesagten Silbe der Reihe nach auf eines der in einem Kreis stehenden Kinder gezeigt und das Kind, auf das bei der letzten Silbe des Reims gewiesen wird, ist damit bestimmt. Die bekanntesten Abzählreime in der Eifel sind:
Räuber und Gendarm
Bei diesem Spiel, einer Variante des Versteckspiels, werden zwei Gruppen, die Gendarmen und die Räuber, gebildet, welche nicht unbedingt die gleiche Anzahl an Spielern haben müssen. Oft werden auch nur einige Gendarmen und viele Räuber bestimmt - oftmals durch Wahl oder auch durch Abzählreim, wie oben. Als Spielfeld benötigt man ein abwechslungsreiches Gelände aus großen freien Flächen und vielen Winkeln und Verstecken. Jeder hat sich an die vereinbarten Grenzen zu halten, da eine Kontrolle oft nur schwer möglich ist. Nach Spielbeginn haben die Räuber einen zeitlichen Vorsprung, um sich in alle Richtungen zu verteilen und zu verstecken. Danach müssen die Gendarmen sie suchen und auch einfangen.
Dies geschieht meistens mit einem simplen Abschlagen. Wenn nun ein Gendarm einen Räuber fängt, so muss er ihn in das Gefängnis bringen. Der Räuber kann allerdings durch einfaches Abschlagen durch einen weiteren freien Räuber wieder befreit werden. Für einen einzelnen Gendarmen ist es kaum möglich, das Gefängnis ausreichend gut zu bewachen. Der Räuber kann nämlich durch dieses hindurchlaufen, der Gendarm muss dabei immer Umwege um das Gefängnis nehmen.
Auszug aus "Eefeler Verzellcher"
Text: Joachim Schröder