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Red/Rainer Züll

Speicherfund entpuppte sich als Kunstwerk von E.O. Primbsch

Kall. Ein Speicherfund in Enzen hat nun einen Ehrenplatz im Gastraum der Gaststätte Gier in Kall. Er entpuppte sich als Kunstwerk des Malers E.O. Primbsch.

Im Schankraum in der Gaststätte Gier ist seit kurzem ein altes Gemälde der Kaller Pfarrkirche zu sehen, das von dem bekannten Keldenicher Maler Erich Oswald (E.O.) Primbsch (1911-2003) stammt. Das große Ölgemälde auf Hartfaserplatte zeigt die Pfarrkirche St. Nikolaus Anfang der 1970er Jahre.

Nur durch einen Zufall kam der Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier in den Besitz dieses vom Künstler signierten Gemäldes, das auf einem Speicher in Enzen aufgefunden wurde. Der Kartenvorverkauf für das Weihnachts-Special der »Eifelgäng« in der Gaststätte Gier war der Auslöser. Beim Schriftführer des Kneipenvereins, Reiner Züll, hatte Anna Heilmann aus Enzen Karten geordert und bei der Gelegenheit nachgefragt, ob Interesse an einem alten Bild der Kaller Pfarrkirche bestünde. Sie würde dem Verein das Bild schenken.

Züll bekundete Interesse, wusste zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, dass es sich um einen echten Primbsch handelte. Das entdeckte er erst, als Anne Heilmann mit dem Kunstwerk zur Eifelgäng-Veranstaltung erschien.

Anne Heilmann ist zweite Vorsitzende des Heimatvereines in Enzen und berichtete, dass dort in einem kleinen Museum alte Exponate aus dem Dorf ausgestellt werden. Zu diesem Zweck wurde für eine Ausstellung über die dörfliche Schulentwicklung nach geeigneten Exponaten auf dem Speicher Ausschau gehalten. Bei dieser Aktion kam dann das Bild der Kaller Pfarrkirche ans Licht. Da auf dem Gemälde kein Hinweis auf den Standort der Kirche zu finden war, habe sie nachgeforscht, wo das Gotteshaus stehen könnte und stieß schließlich auf Kall.

»Das Bild sollte wieder nach Kall zurück«, sagt Anne Heilmann bei der Übergabe an Rainer Züll. Der versprach, dass das Gemälde einen Ehrenplatz im Gasthaus erhalten werde.

Wer aber war der Maler Erich Oswald Primbsch, der am 13. Juli 1911 in Brambauer/Lünen geboren wurde und seine Jugend im Ruhrgebiet verlebte? Nach Abschluss seines Studiums als Ingenieur-Chemiker blieb er fast drei Jahre lang arbeitslos. In dieser Zeit beschäftigte er sich als Autodidakt intensiv mit der Malerei. Ende der 50er Jahre wurde er Mitglied im Berufsverband bildender Künstler, behielt aber aus finanziellen Gründen seine leitende Position in der Industrie bei.

Er pflegte intensive Kontakte zu anderen Malern und besuchte unter anderem die »Internationale Sommerakademie Salzburg« bei Oskar Kokoschka. Ende der 60er Jahre schied er aus dem Berufsleben aus, baute ein Haus in Keldenich und widmete sich dort ganz der Malerei. Primbsch wandelte sein Einfamilienhaus in ein Museum um. 1999 zog er aus Altersgründen nach Ahrensburg bei Hamburg um, wo er am 4. August 2003 starb. »Er malte nicht, um zu leben, sondern lebte, um zu malen«, heißt es in Schilderungen über den Keldenicher Künstler, der der Eifel über 4000 Werke hinterließ.

Die Autorin Helga Müller aus Kall hat den Maler Erich Oswald Primbsch 20 Jahre lang gekannt und im Jahr 2004 eine ausführliche Biografie des Künstlers in einem Buch »E.O. Primbsch - Der Maler der assoziativen Malerei« veröffentlicht. Eine 1998 gegründete »Klara und E.O. Primbsch-Stiftung« für Kunst und Kultur hat inzwischen seinen Sitz bei der Vogelsang IP gemeinnützige GmbH. Dort gibt es in der Gastronomie eine »Primbsch-Lounge«, die eine Anlaufstelle für Kunstfreunde und Entspannungssuchende geworden und mit Werken des Künstlers gestaltet ist.


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