Die professionelle Ausbildung im Bereich Popmusik ist ein Thema, das in der Großregion bereits Fuß gefasst hat. Zu diesem Ergebnis kommt der gebürtige Trierer Michael Kernbach im Rahmen einer aktuellen Studie, die vom Verein Kulturraum Großregion mit finanzieller Unterstützung der rheinland-pfälzischen Landesregierung in Auftrag gegeben wurde.
Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es für Musiker, die eine professionelle Karriere anstreben, in der Großregion? Welche Rolle spielen dabei wirtschaftliche und standortrelevante Aspekte? Diesen Fragen ist Michael Kernbach in monatelangen Recherchen nachgegangen. Der Autor ist selbst in der Musikszene kein Unbekannter: In Trier geboren, startete er seine Karriere 1992 als Bassist und Liedtexter von „Guildo Horn und die orthopädischen Strümpfe“ und wurde mit dieser Formation unter anderem mit dem „Echo“ und der „Goldenen Stimmgabel“ ausgezeichnet. Heute unterhält Kernbach gemeinsam mit seiner Frau die „Popfarm NRW“, eine private Ausbildungsstätte für Popmusik in Bonn. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich als Geschäftsführer des 2013 gegründeten Musiknetzwerk Trier. Sein Fazit: Es gibt hierzulande bereits eine ganze Reihe günstiger Gegebenheiten – entscheidend ist, diese sinnvoll zu vernetzen.
Fachschule mit mehreren Standorten
So würden die Potenziale im Bereich Popmusik in der Großregion bereits vielerorts erkannt und gefördert; etwa in Form des Musiknetzwerks Multipistes, das Fort- und Weiterbildungsprojekte aus der Wallonie, Lothringen, Luxemburg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz bündelt. Die hier gemachten Erfahrungen könnten nach Ansicht Kernbachs Grundlage für eine dezentral organisierte Berufsfachschule sein, die verschiedene Ausbildungsschwerpunkte an unterschiedlichen Standorten vermittelt.
Auf das Business vorbereiten
Dabei gelte es nicht nur künstlerisch-musikalische, sondern insbesondere auch betriebswirtschaftliche und administrative Inhalte zu vermitteln, um die Schüler optimal auf das Business vorzubereiten. „Für Dinge, die man früher ‚auf der Straße’ gelernt hat, ist heute keine Zeit mehr“, beschreibt Kernbach die Konsequenzen der Digitalisierung innerhalb der Musikindustrie. „Da verhungert man unterwegs.“ So sollen die Absolventen in die Lage versetzt werden, ihre künstlerische Karriere weitgehend selbstständig zu steuern, sodass sie von ihrer Musik leben können.
Auf großes Interesse gestoßen
Wie eine solche Schule aufgebaut sein könnte, beschreibt Michael Kernbach exemplarisch im Rahmen seiner Untersuchung. Mit Erfolg: Das Konzept stieß bei allen Mitgliedsregionen des Vereins Kulturraum auf großes Interesse. Gemeinsame Aufgabe für ein mehrköpfiges Team ist es nun, einen Businessplan zu erstellen, in dem konkrete Fragen zu Inhalten, Abschlüssen, Kosten und der Organisationsform geprüft und geklärt werden sollen.
Proberäume und Förderung
Darüber hinaus stünden auch verschiedene Akteure der Stadt Trier, allen voran Kulturamtsleiter Roman Schleimer, der Idee offen gegenüber und zeigten sich überaus kooperativ, freut sich Michael Kernbach. „Ich finde es wichtig für Trier, dass in dieser Richtung weitergedacht und -gearbeitet wird“, betont er, „denn Kreativität und Kultur sind unser Rohöl.“ So sei die Moselstadt in puncto Spielstätten – von der kleinsten Kneipe bis zur großen Arena - bereits recht gut aufgestellt. Wünschen würde sich Kernbach indes mehr Proberäume für Bands sowie eine verstärkte Förderung entsprechender Veranstaltungen vonseiten der Stadt. Diese müsse auch eingebunden werden, um wieder mehr regionale Gruppen an den lokalen Festen teilhaben zu lassen. „Das Potenzial im Rock- und Popbereich ist auf jeden Fall riesig“, stellt Kernbach fest, „ob in Trier, in Bitburg oder anderswo.“
dw