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"Karneval ist mehr als Ballermann"

Marion Silano (Jahrgang 1967) und Harald Junkes (Jahrgang 1975) sind seit Jahren ein Team - und in wenigen Wochen auch das neue Trierer Stadtprinzenpaar. Als Harald III. und Marion II. werden sie in der fünften Jahreszeit das Narrenzepter fest in ihren Händen halten. Ihre Botschaft an die Trierer Narren: "Karneval ist mehr als Ballermann!" Und es ist Karneval an der Mosel und nicht am Rhein!

"Kölsche Karnevalslieder sind super", sagt Harald Junkes. "Aber wir sind hier in Trier und das sollte auch im Karneval stärker sichtbar und hörbar sein." Trierer Karnevalisten kennen die beiden bereits von der berühmt- berüchtigten Damensitzung der Eurener Koobengarde. Insbesondere Harald Junkes dürfte unter dem Namen seines Alter-Egos "Harriet" vor allem bei Freunden des Rosa Karnevals bekannt sein. Nach 20 Jahren war es Zeit für etwas Neues - die Verabschiedung von seinem Alter-Ego vor einigen Jahren verlief dabei genau so still, wie er es einst zum Leben erweckt hatte. "Es waren 20 schöne Jahre", sagt Junkes. "Ich bereue nicht einen Moment, aber die Zeit ist vorbei."

Spaß an der Travestie

Es ist der Spaß an der Travestie, die ihn immer wieder in die Verwandlung treibt - auch heute noch, wenn er als "kleiner Bruder von Harriet" die Bühne betritt. "Man erfindet sich mit jeder Rolle neu", sagt er. "Das Lampenfieber ist wieder da." Wichtig ist Junkes der Unterschied zwischen Travestie und Transvestie: "Travestie ist zwanglos. Es ist der Spaß an der Verwandlung. Ich kann mich jederzeit wieder umziehen", erklärt der 44-jährige Bankangestellte. Dann ist er wieder Harald Junkes. Der Travestie habe er seinen karnevalistischen Einstieg zu verdanken: "Damit fing für mich 1994 alles an." Erst bei der Hinterhoffete der Aidshilfe Trier, wo "damals viele aufgetreten sind". Dann bei der Damensitzung der Eurener Koobengarde und im Rosa Karneval, der immer größer wurde.

Seit 1988 bei der Koobengarde aktiv

Bei der Koobengarde kommt Marion Silano - bald Marion II. - ins Spiel. Seit Anfang der 1980er Jahre ist sie im Karneval aktiv. Zunächst beim KC Grün- Weiß Euren, später ab 1988 bei der Koobengarde, deren erstes Tanzmariechen sie wird. Seit zwölf Jahren trainiert die sie die Showtanzgruppe des Vereins, das "Chaosteam", seit 18 Jahren ist sie für die Damensitzung verantwortlich. Letztere war, wie sie erzählt, eine Reaktion auf die Herrensitzung in Waldrach, die immer sonntags stattfand. Mit ein bisschen Widerstand musste sie rechnen: "Die Frauen verzehren doch nichts", bekam sie anfangs zu hören. Marion Silano - als zweifache Mutter und im Familienbetrieb seit Jahren voll berufstätige und geschäftstüchtige Frau an Auseinandersetzungen gewohnt - setzte sich durch - das Ergebnis ist bekannt. "Die Karten gehen jedes Jahr weg wie die warmen Semmeln und die Moderation von Harriet und später Harald kam immer hervorragend an. Das Besondere an unseren Sitzungen ist, dass wir keine Büttenreden haben - nur Musik und Tanz. Unter anderem auch die Parade der Männerballette", sagt Silano.

Die Chemie muss stimmen

Was nun die beiden im Amt des Trierer Stadtprinzenpaares zusammenführte - ist die karnevalistische Tradition. Zum 33-jährigen Bestehen der Eurener Koobengarde stellt der Traditionsverein das Trierer Stadtprinzenpaar der Session 2019/20. Was lag da näher für Marion Silano, die selbst seit 32 Jahren bei der Koobengarde aktiv ist, als ihre Ansprüche selbstbewusst anzumelden. Eine Prinzessin war gefunden, doch wer wird der Prinz? Aus einer eher flapsig gemeinten Frage wurden schließlich konkrete Pläne. "Ich sehe uns noch an der Theke stehen", sagt Harald und lacht. "Willst du mein Prinz werden", fragte damals Marion. Die Frage hatte zu diesem Zeitpunkt aber durchaus schon einen Hintergrund.

Vertauschte Rollen als Anstoß

Bei Karnevalsveranstaltungen gab es mehrfach vertauschte Rollen: Harald war Prinzessin und Marion Prinz. "Jetzt machen wir es eben andersherum, das ist für uns kein Problem, denn bei uns stimmt einfach die Chemie", sagen Beide. "Ohne das fast blinde Verständnis füreinander könnte das niemals funktionieren. 18 Jahre Damensitzung hätte es mit uns beiden sonst nicht gegeben." Wieviel "Harriet" wird in Prinz Harald III. stecken? "Du musst authentisch sein", entgegnet er. "Ich bin so, wie ich bin." Aber: "Dass das Ornat so streng vorgegeben ist, stinkt mir", gesteht Harald und lacht. "Das Eine oder Andere muss noch ein Geheimnis bleiben. Ein paar Überraschungen wird es aber schon geben", verrät er. Ob es zum Motto passt? "Das ist noch nicht festgelegt. Was uns aber am Herzen liegt ist der klassische Karneval", sagen beide. "Dazu gehört auch der Straßen-und Kneipenkarneval, der in Trier wieder stärker zur Geltung kommen könnte," freuen sich Harald und Marion auf eine ereignisreiche Session mit weit über 200 Terminen bis Aschermittwoch. JK/FIN


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