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Katarina Barley

Senkrechtstarterin, Multitalent, Europäerin - Katarina Barley im Portrait


Ihr Aufstieg war rasant, aber nicht verwunderlich. Lange schon galt Katarina Barley als „Geheimwaffe“ in der SPD. Die promovierte Juristin besitzt eine Gabe, die ihr im Konkurrenzkampf um die Sympathien der Wähler von jeher von Vorteil war: Sie fühlt sich wohl unter Menschen, ist bodenständig hat einen kurzen Draht zur Bevölkerung, kommt gerne mit den Leuten ins Gespräch. In ihrer Heimatgemeinde Schweich ist sie Mitglied in gleich zwei Karnevalsvereinen und im Heimat- und Verkehrsverein. Man trifft sie auf Festen oder beim Einkaufen. Hier an der Mosel hat sie ihren Lebensmittelpunkt. Hier tankt die Mutter von zwei Söhnen (15 und 22 Jahre) Kraft, fährt Fahrrad, joggt oder genießt gemeinsam mit ihrem Mann die Idylle der Landschaft – gerne bei einer Tasse Tee – schwarz versteht sich für die Tochter eines britischen Journalisten und einer deutschen Ärztin. Sie besitzt beide Staatsangehörigkeiten. Der Vater ihrer Kinder ist halb Spanier, halb Niederländer. Im Rahmen ihrer juristischen Ausbildung verbrachte sie einige Zeit an der Universität Paris-Süd, die sie 1990 mit dem Diplôme de droit français (Diplom des französischen Rechts) abschloss. „Ein weiter Horizont ist immer gut. Sprachlich, kulturell, kulinarisch, in vielerlei Hinsicht", verrät die 49-jährige Senkrechtstarterin ein Geheimnis ihres Erfolges. Dass sie einmal in die Politik gehen würde, war abzusehen.

"In meinem Elternhaus wurde immer viel über Politik gesprochen“,

sagt sie. Mit 25 Jahren trat sie in die SPD ein – ihr Sprungbrett in die große Politik. Schon früh sei ihr klar gewesen, dass ihre politische Heimat die SPD werden sollte. „Soziale Gerechtigkeit mit all ihren Bestandteilen stand für mich immer im Vordergrund. Die Ungerechtigkeit, dass in Deutschland nach wie vor die soziale Herkunft über den Erfolg im Leben entscheidet, dass Armut krank und Krankheit arm macht, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter aufgeht, hat mich schon immer umgetrieben“, sagt sie.

„Ich wollte immer etwas verändern und nun kann ich es“

„Ich wollte immer etwas verändern und nun kann ich es“, erzählt die frühere Richterin am Trierer Landgericht und am Amtsgericht Wittlich. Und das hat sie auch gleich getan: Als erste Amtshandlung als Bundesjustizministerin hat sie ein neues Verbraucherschutzgesetz im Bundestag durchgesetzt. Mit der sogenannten „Musterfeststellungsklage“ sollen Verbraucher sich nun zukünftig besser gegen Konzerne zur Wehr setzen können. Als Beispiel nennt Barley all die Tausend geschädigten Diesel-Besitzer, die nun gemeinsam für ihr Recht kämpfen können. Für ihren neuen Job scheint sie prädestiniert: „Als Juristin lernt man früh, dass handfeste Auseinandersetzungen keine Zerwürfnisse sind“, sagt Barley. In Politikerkreisen gilt sie als tough und ehrgeizig. „Das muss man auch, sonst kann man nichts erreichen“, so Barley. Dabei ist sie bodenständig und höchst wandelbar: Ob auf hochhackigen Schuhen im luftigem Minikleid auf den Pressekonferenzen des Landes oder aber ganz gemütlich mit flachen Ballerinas und ungeschminkt in ihren Parteibüros in Trier und Schweich. Sie lässt sich in kein gängiges Muster pressen - eine Spitzenpolitikerin, die ihre Wurzeln kennt. Und sie kann gut mit Männern, wie sie selbst sagt. Und da muss etwas dran sein, denn sie hat als erste Frau eine der letzten Trierer Männerbastionen erobert und wurde Anfang des Jahres erster weiblicher Offizier zum Generalstab der Stadtgarde Augusta Treverorum 1977. Der Trierer Traditionsverei hat die Zeichen der Zeit erkannt und die Trierer SPD-Bundestagsabgeordnete und Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz feierlich zum Major der Reserve im Generalstab ernannt. Und was im Kleinen geht, sollte auch im ganz Großen funktionieren: Katarina Barley ist Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl.

Text: Andrea Fischer


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