Seitenlogo
SP

Lecker Obst – für viele wenig Genuss

Unser Dünndarm kann generell nur eine bestimmte Menge Fruchtzucker "verarbeiten". Bei Fruktoseintoleranten beginnt die Unverträglichkeit jedoch schon deutlich unterhalb des normalen Limits.
Von wegen gesunder Obstgenuss: Expertenschätzungen zufolge leiden heutzutage zwei von drei Kindern unter Fruktoseintoleranz. Sie vertragen Fruchtzucker nur in geringen Mengen. Foto: fotolia.de / Tomsickova

Von wegen gesunder Obstgenuss: Expertenschätzungen zufolge leiden heutzutage zwei von drei Kindern unter Fruktoseintoleranz. Sie vertragen Fruchtzucker nur in geringen Mengen. Foto: fotolia.de / Tomsickova

Aromatische Beeren, würzige Zwetschgen, delikate Birnen, köstliche Äpfel: Was für ein Genussversprechen, wenn die Obsternte in der Region auf vollen Touren läuft! Schätzungsweise zwei von drei Kindern und jeder dritte Erwachsene hierzulande allerdings können sich über die leckere Vielfalt nur eingeschränkt freuen. Denn sie vertragen die in den Früchten, aber auch in Säften, Gemüse, Honig, Bier und vielen Süßigkeiten enthaltene Fruktose nur in kleinen Mengen. In der Regel handelt es sich dabei um eine "erworbene" Unverträglichkeit, die mit Hilfe einer Diät zumindest gemildert werden kann. Einige wenige Menschen allerdings leiden von Geburt an unter der so genannten Hereditären Fruktoseintoleranz, bei der schon geringe Mengen Fruchtzucker gesundheitliche Komplikationen auslösen können.

Obst ist nur in Maßen gesund

Obst ist gesund!? Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass diese Behauptung nur eingeschränkt gilt: Obst ist gesund, sofern es in Maßen genossen wird. Denn zu viel Fruchtzucker kann nicht nur zu Übergewicht führen, sondern auch die Cholesterinwerte erhöhen sowie Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen. Dazu kommt: Auch bei gesunden Menschen vermag der Dünndarm nur eine begrenzte Menge Fruktose zu "verarbeiten". Enthält die Nahrung mehr Fruchtzucker, gelangt dieser in den Dickdarm und wird dort von Bakterien zersetzt. Dabei entstehen unter anderem Gase, die zu Bauchschmerzen führen.

Defekt ist Schuld an Unverträglichkeit

Häufig beginnt die Fruchtzucker-Unverträglichkeit jedoch bereits unterhalb des normalen Grenzwerts: Wird das individuelle Limit überschritten, treten Beschwerden auf. Mediziner sprechen von Fruktosemalabsorption, weil der Fruchtzucker im Dünndarm nicht richtig in die Blutbahn aufgenommen wird. Schuld daran ist ein Defekt im so genannten Glukosetransporter Nummer 5, der die Fruktose-Moleküle durch die Zellmembranen befördert.

Diagnose ist nicht einfach

Die Diagnose einer Fruchtzuckerintoleranz ist nicht einfach. Unter Blähungen und Durchfall leidet nämlich nur etwa die Hälfte der Betroffenen. Weitere Symptome wie Übelkeit, Völlegefühl, plötzlicher Stuhldrang oder Verstopfung direkt nach Durchfall ähneln den Beschwerden eines Reizdarmsyndroms. Sicherheit bringen Untersuchung und Test beim Gastroenterologen, dem Facharzt für Innere Medizin.

Ernährung Schritt für Schritt umgestellen

Die wenigen Betroffenen der angeborenen Fruktoseintoleranz müssen komplett auf Nahrungsmittel mit Fruchtzucker verzichten. Bei der erworbenen Fruktoseintoleranz dagegen ist ein solcher Verzicht nicht angezeigt – im Gegenteil: Bei der Behandlung geht es darum, zunächst die persönliche Verträglichkeitsgrenze festzustellen und sie dann langsam und kontinuierlich auf den Normalwert hin zu steigern. Begleitet von einem Ernährungsberater stellen die Fruktoseintoleranten Schritt für Schritt ihre Ernährung um. Fruktose-Tabellen geben Hinweise, welche Lebensmittel wie viel Fruchtzucker enthalten. Gleichzeitig wird die Zusammensetzung von Fetten und Proteinen in der Nahrung verändert, denn bei Mahlzeiten mit niedrigem Fett- und Eiweißgehalt treten schneller Beschwerden auf. Auch auf Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit und Mannit wird geachtet. Sie nutzen wie Fruktose den Glukosetransporter Nummer 5, was Beschwerden verstärkt. IP/SBS

Für Fruktoseintolerante gilt: Immer die Zutatenliste prüfen!

Viel Fruktose findet sich unter anderem in Äpfeln, Birnen, Mangos, Trauben, Trockenfrüchten, Honig, Birnendicksaft und Apfelkraut sowie in Frucht- und vielen Gemüsesäften. Weniger hoch ist der Fruktosegehalt von Bananen, Aprikosen und Beerenfrüchten. Haushaltszucker besteht zu gleichen Teilen aus Trauben- und Fruchtzucker – weshalb in Süßigkeiten reichlich Fruktose enthalten ist. Aber auch in Softdrinks, Gemüsekonserven und Light-Produkten kommt oft Fruktose zum Einsatz. Deshalb gilt für Fruktoseintolerante: Auf jeden Fall die Zutatenliste checken! Für zuckerfreie Bonbons, Kaugummis und Diabetikerprodukte verwendet die Lebensmittelindustrie Zuckeraustauschstoffe. Sie erschweren die Verarbeitung von Fruktose im Dünndarm. Positiv wirkt sich dagegen die Kombination von Fruchtzucker mit Fett und Eiweiß aus, weshalb für viele Betroffene Obst zusammen mit Milchprodukten besser verträglich ist.

Hilfe für Betroffene

  • Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. gibt den Ratgeber "Essen und Trinken bei Fructosemalabsorption" mit vielen Hintergrundinformationen und Tipps heraus (Artikel Nr. 123031; Preis: 0,50 Euro zzgl. 3 Euro Versandkosten). Bestellungen telefonisch unter 0228/90 92 626 oder per Fax unter 0228/90 92 610.
  • Der Deutsche Allergie- und Asthmabund bietet online neben Informationen zur Fruktoseintoleranz auch ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch, das die Ernährungstherapie effektiver machen kann.
  • Die Internetseite der Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V. bietet unter dem Suchwort "Fruktoseintoleranz" ebenfalls Hintergrundinformationen.
  • Die Selbsthilfegruppe hereditäre Fructoseintoleranz (SHG-HFI) gibt umfangreiche Informationen zu dieser angeborenen (und vererbbaren) Störung des Fruktosestoffwechsels.


Meistgelesen