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Michael Nielen

Möngchesmooß

Manni kallt Platt: Wörter sind keineswegs Schall und Rauch, sie schildern in rheinischer Mundart auf feinste Nuancen genau, was ausgedrückt werden soll.
Manni kallt wieder Platt.

Manni kallt wieder Platt.

Bild: Michael Nielen

Wörter sind keineswegs Schall und Rauch, sie schildern in rheinischer Mundart auf feinste Nuancen genau, was ausgedrückt werden soll. "Sach me alles, äve vezäll me nüühs", pflegte Chefarzt Udo Freiberger am Mechernicher Kreiskrankenhaus bei der Anamnese Patienten zu warnen. Es hieß: "Tacheles gesprochen, mach mir nichts vor!" Wären die Mundartwörter für "reden" beliebig, hätte der Anästhesist auch sagen können: "Kall, äve saach nüühs", was das glatte Gegenteil bedeutet: "Sprechen ohne etwas auszusagen".

Wird "jebubbelt", plätschert das Gespräch leichtfertig dahin, ganz anders, wenn "e ährnz Wöörtche jesaaht wäre moss". Wer "jäern de Muuhl schwaat" (gerne viel redet), will noch lange nicht "van de Sitt ahnjekallt" werden, dem Eifeler Ausdruck für "Anmache". "Ent Jebött" (Gebet) genommen wird jemand, der ernsthaft belehrt werden soll. Die Steigerungsform lautet "de Kaanes sähne" und geht auf einen Bußprediger zurück.

"Ne Quatschkopp" geht leichtsinnig mit der Sprache um, er weiß im Grunde nicht, was er sagt. Ein "Schwaadlappe" eben, die weibliche Form ist "Trööt" (Trompete) oder "Schell" (Handglocke), für beiderlei Geschlecht verwendet man "Schnöss", auch im Sinne von "Angeber".

"Drecksack" oder "Drösskäerl" sind durch und durch verkommene "Mannslöck", "Vomsch" oder "Maschien" dicke Weiber, unanständige "Flööt". Wer nicht will, dass man ihn veräppelt, sagt: "maach net de Jeck mött mir", wahlweise auch "de Molly" oder "de Hubäert".

Auf der Dorfstraße gab es "Trottoa" (Trottoir, etwas erhöhter Gehsteig), "Kulang" oder "Soot" (Straßenrinne, durch die das Abwasser lief), und die eigentliche "Strooß" (Fahrbahn), auf Feldwegen auch treffend "Fuhrjeleese" (Fahrgleise).

Der Adamsapfel heißt "Schleckstöck", lauschen "lustere", was ein wenig wie "lüstern" klingt und es auch manchmal ist. "Möngchesmooß" ist die "mundgerechte" Portion, aber auch alles andere, was exakt passt. Wem "jett deck jedohn hätt", dem ist etwas zu Herzen gegangen, hat ihm aber sprachlich keinen "Stich" versetzt, sondern lediglich "ne Döu" (Schubser).


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