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Manni kallt Platt: Kirchturm nicht aus den Augen verloren

Werner Rosen sammelte in 23 Jahren als Mitarbeiter der Schleidener Kreisverwaltung und in 20 Jahren als Hellenthaler Amts- und Gemeindedirektor originelle Mundart-Bonmots. Er tradiert beispielsweise die fast lyrische Erklärung einer Mutter, die im Standesamt die Geburt eines unehelichen Enkelkindes zu Protokoll gab: „Oss Trien, 15mohl op de Kirmes: Nühs. Oss Dröck, eemohl Katholikendaach: Dä!“

Rosen lernte im Hellenthaler Ländchen noch Leute kennen, die nie weiter von zu Hause weggewesen waren, als dass sie den Blickkontakt zum heimischen Kirchturm verloren hätten. Beispielsweise ein Goldhochzeitspaar, das man zum Festtag in ein Auto geladen und bei einer Spritztour über Wildenburg und Reifferscheid rund um den heimatlichen Sprengel chauffiert hatte: „Jetzt“, so hatten die Goldhochzeiter beim Aussteigen aus der Limousine konstatiert, „wösse me iesch ens, wie schönn de Welt öss!“ Eine andere Goldhochzeit fand am 21. Dezember statt. Die Festgemeinde, allen voran die Honoratioren, stapften im Fackelzug von Oberschömbach über Heiden nach Unterschömbach durch den Schnee, als Rosen hinter sich den folgenden Dialog erlauschte: „Wie ka me bloß am 21. Dezembe hieroode?“ „Datt Draut war frööde e jlöhnisch Loode, demm woren die Sommernaahte ze kuert.“ Als wahr wird auch die Aussage einer Zeugin vor dem Gemünder Amtsgericht überliefert, die zu einer Straßenklopperei Auskunft geben sollte, den Anfang des Streites aber verpasst hatte: „Ich saß da und las Schlaat. Da hörte ich, wie zwei durch die Sude jeschliffen kamen. Als ich erauskam, waren se schon zu Zoch…“ Eine Heimbachwallfahrerin bilanzierte bei der Rast in „Huhdütsch mött Knubbele“, was sie alles für die Mahlzeit dabei hatte: „Zwei Butterrammen mit Schinck, ein Döppchen Klatschkäse und Kaffe in der Meute...“


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