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Manni kallt Platt: Stöcke

„Jetz spelle me datt Stöck, wo me vörisch Johr de Knolle dropp hatte“, scherzte ein Mitspieler im Musikverein, wenn Dirigent Hubert Esch die nächste Nummer ansagte, wobei er immer die Farbe der Notenblattsammlung mit angab: „Nomme Sechs uss dä Ru-ede“ war also das sechste Stück aus der roten Mappe.

Ganz reibungslos verlief das Verfahren nicht immer: Einmal fragte mich ein Es-Hornist auf der Fußwallfahrt nach Heimbach nach dem merkwürdig disharmonischen Musizieren: „Watt hamme dann do jrad für e Stöck jespellt?“. Hätte er mal vor dem Spiel gefragt . . .Er hatte, wie sich herausstellte, „Maria zu lieben“ geblasen, alle anderen „Wunderschön Prächtige“. Falsche Farbe, falsches Stück . . . Mit dem Wörtchen „Stück“ kann in der Eifel ein Musik- oder Theaterstück gemeint sein, aber eben auch ein ganz bestimmter Acker, beispielsweise der, auf dem im vergangenen Jahr Rüben angebaut wurden wie im Eingangssatz. Andere Spezifizierungen in der Gemarkung waren „Feld“, „Bönde“, „Weed“, „Siefe“, „Drieht“, „Jematt“, „Hoof“ oder „Stech“. Dem einzelnen Feld wurde jedes Jahr ein anderer Name gegeben, je nach Feldfrucht und Anbauart: „Äerpelsfeld“, „Knollestöck“, „Foodeknollefeld mött Knorrekuhl“, „Äerzefeld“, „Heubönde“, „Stöck mött Jäersch unn Kliesoot dronge“. Neben den Gärten direkt am Haus („Jemöösjarde“) verfügten in unserer Ecke die meisten Familien noch über einen bis zu einem Morgen großen Feldgarten, dem so genannten „Jraafengk“. Nicht nur Bauern waren Selbstversorger, auch die Bergleute am Mechernicher Bleiberg hatten nach Möglichkeit Obst- und Gemüsegärten und hielten Ziegen, die deshalb „Bergmannskoh“ genannt wurde. Auch Kleinbauern hatten bis in die 1960er Jahre oft nur zwei, drei Kühe, die an Ketten geflockt oder von Kindern oder rüstigen Greisen auf grasbewachsenen Feldwegen „an de Hangk jehoot“ (gehütet) wurden.


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