Erotik

Das Feld des erotischen Vokabulars ist im Ripuarischen nicht eben reich bestellt. Die Eifel ist ein Landstrich, der nicht einmal eine Entsprechung für das Wort "Liebe" besitzt. Unsereins muss den Zustand geistiger Entrücktheit bis zur vollständigen Verblödung mit Schmetterlingen im Bauch grob umreißen: "Ich hann Dich jäern!"

Oder, wenn es zum Austausch erster Zärtlichkeiten kommen soll: "Komm ens jet beij mich beij". Als Ausdruck höchster Ekstase dient die Allerweltsaufforderung "Da jö!" Zwar kann der Mann "e Leefje" hann, ob mit oder ohne Trauschein. Sowohl die Freundin als auch die Ehefrau können et "Leefje" senn. Aber der Grat ist schmal: "Du böss me e Leefje" bedeutet schon das Gegenteil von "lieb".

Liebende "packärvele" (umarmen) sich, sie "holle" (nehmen) und "hahle" (halten) sich "leef". Man kann "leeve Pitte, leeve Motte, leeve Vatte" sagen, aber auch "leeve Zucke" ("lieber Zucker"), was eine große Unmutsbekundung ist. Ein Kuss ist ein "Butz" oder "Bützje". Leider sind die Ausdrücke vom häufigen Gebrauch im Karneval abgenutzt.

Haben sich zwei gefunden und ein Paar gebildet, dann "john se zesame" (zusammen gehen). Davor kommt die berühmte Frage, "off seij ode häer mött me john wellt" (ob er oder sie mit mir gehen will). Dritten gegenüber wird dieses Ritual verkürzt wiedergegeben: "Ich hann se jefroht." (Ich habe sie gefragt ...") Ganz Schüchterne schicken Sekundanten…

Über das Paar sagen Dritte dann: "Die hann e Knömmelche" oder "ne Fisterenöll" (ein Verhältnis). Manfred Konrads überliefert für das Wildenburger Ländchen auch "knöchele" als Ausdruck einer Liebelei, bei der die Verliebten unter dem Tisch mit Füßen und Knöcheln zärtliche und vertrauliche Berührungen austauschen.

Zu solchen Heimlichkeiten besteht heute kaum Anlass. Obwohl das "Knuutsche" (intensives Küssen) und "Fummele" (tasten) noch immer einer gewissen Abgeschiedenheit und Vertrautheit bedürfen.