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Michael Nielen

Fell versoffe

Manni Lang kallt über einen alten Totenbrauch, den man op Platt auch gerne als "Fell versuffe" bezeichnet.

Manni Lang kallt über einen alten Totenbrauch, den man op Platt auch gerne als "Fell versuffe" bezeichnet.

Manni Lang kallt über einen alten Totenbrauch, den man op Platt auch gerne als "Fell versuffe" bezeichnet.

Bild: Michael Nielen

Dess Daach looß ich noch ens vom "Fell vesuffe", einem alten Totenbrauch, nach der Beisetzung eines guten Verstorbenen nicht nur "zom Lichekaffe" (Kaffee, Kuchen und Schnittchen) in die Wirtschaft einzurücken. Besonders gute Freunde blieben auch "nohm Kaffee" zum verschärften Umtrunk. Je beliebter der oder die Dahingeschiedene, desto "fräede" (zäher) "et Fell" (die Haut), datt vesoffe wäere moht.

"Wer vejess, Luff ze holle" (das Atmen vergisst), "deht de Knööf zo" (schließt die Augen), heißt es respektlos vor dem Gevatter mit der Sense. In der Kirche wurde mit den Glocken "jekläpp", dem oder der Verstorbenen hatte das letzte Stündchen "geschlagen". Am Glockenschlag konnte man in manchem Dorf erkennen, ob Frau, Mann oder Kind gestorben war.

Aufgebahrt wurde nicht "en de Laad" oder "en de Kess" (Sarg), sondern "om Schoof", einem Totenbrett, das meist zwischen zwei Stühlen auflag. Dort kam die "Nohbeschaff" (Nachbarschaft) im Trauerhaus zur "Duudewaach" (Totenwache) zusammen. Es wurde "Ruesekranz" (Rosenkranz), "de fönnef Wongde" (Fünf-Wunden-Jesu) und "de Litenei für die Vestorffene" (Litanei für die Verstorbenen) jebött. Drei Tage lang, während der oder die Tote "öve Erd looch".

Am dritten Tage fanden Exequien und Beerdigung statt. Früher wurde "de Duedewahn" (Leichenwagen) noch von einem Pferd gezogen, der Begriff hat sich auch für Kraftfahrzeuge der Bestatter gehalten. Bestatten heißt übrigens "bejraave", "bestaade" hingegen "verheiratet", jemand, der "onbestaat öss", ist ledig.

"Em letzte Hömp senn kenn Teiche dren", man kann also nichts mitnehmen. Bei Paaren wird die länger Lebende zu "Wetfrau", er zom "Wetmann". Unter den Hinterbliebenen wird die Frage erörtert, wem was "vemaaht" (vererbt) wurde. In der Landwirtschaft wurde "jedeelt", also Land und Erbe geteilt. "Öve de Deelerei" (also während der Abwicklung des Erbes) gingen manche verwandtschaftlichen Beziehungen zu Bruch…


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