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„Jemääch, jedääch un jesääch“

Es gibt zwei große Sprachfamilien in der Eifel: das Moselfränkische im Süden und das Ripuarische (= „zum Rhein hin gewandte“) im Norden. Die Grenzen sind fließend „zwesche Hecke unn Zerösse“ im sprachlichen Dunstschleier zwischen Nettersheim und Gerolstein.

Von Dorf zu Dorf ist beim „Vekimmele“ der Kartoffelmahlzeit die Frage, ob man sich „Äerpel schmaache lett“ oder die „Schrompere schmääche“. Hier sagt der Denker, er habe „jedaht“, ein Dorf weiter, er habe „jedääch“. Ida Schröder, begnadete Mundartautorin „üss“ (aus) Frohngau („Önneschjau“ im Gegensatz zu „Öffeschjau“ = Engelgau), schrieb einst ihr Prosastück „Wuezele john dörch et janze Dörf“, Wurzeln gehen durch das ganze Dorf, alles hat im Eifeldorf miteinander zu tun. Ihre Zeilen wirkten subkutan, gingen uns „önner de Hutt“. Im Grenzgebiet der Sprachräume kommt in dem einen Dorf jemand „eruss“, wenn er vor die Haustür tritt, im nächsten „erüss“. Hier schauen sich die Bewohner „ent Jesieht“, dort ins „Jesiech“. Dort sind sieben Tage „en Weich“, hier „en Wuch“. Hüben gibt man „Aaach“, drüben „Ääch“, wenn man genau aufpasst. Jedääch, jemääch, jelääch, bie, drie, hie sind fünf Kilometer weiter jedaht, jemaht, jelaht, beij, dreij, hee. Die Wortverwandtschaft zwischen dem Ripuarischen und Moselfränkischen tritt exemplarisch bei Schimpfwörtern zutage: In der Nordeifel wird ein bemitleidenswerter Mitmensch „ärm Sou“, in der Südeifel „aorm Deer“ genannt. Ein Vielredner heißt im Norden „Bübbele“, „Babbel“ oder „Bräbbel“, im Süden „Babbeler“ oder „Batschler“. Der Angsthase der Nordeifel ist ein „Botzendresser“, sein furchtsamer Kollege jenseits der Kyll der „Boxenscheeßer“. Der Schreihals an der Mosel ist der „Brellert“, der an Erft und Olef heißt „Brölles“. Hüben wie drüben ist ein kleiner Mensch „ne Dotz“, ein gemeiner „‘ne fiese Möpp“, der Luftikus „Flappes“ oder „Flaabes“.


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