Kappes un Schavour
Kaum jemand unterhält noch einen der Obst- und Gemüsegarten, ene "Jemöösjaade" oder e "Jraafengk". "Kappes un Schavour" (Weißkohl und Wirsing) stehen weniger hoch im Kurs als Brokkoli und Chinakohl.
Willi Mühseler hat in einem Gedicht op "Oeskerche Platt", also Ripuarisch, eine ganze Reihe von Obst- und Gemüsesorten mit ihren rheinischen Eigennamen aufgezählt, unter anderem "Küjel" oder "Kruuschküjel" für Krauskohl, "Spruute" oder "Poppeköche-Kappesköppche" (Puppenküchen-Kohlkopf), also Rosenkohl, und "Morre", "Muhr", "Murre" für Möhren und Karotten.
"Karoote" sind hingegen Rote Bete. Gerne als vegetarische Beilage verzehrt wurden "Fitschbonne" (Schnibbelbohnen) oder eingelegt im "Döppe" als "Suur Bonne", eine Delikatesse zu Püree und Speck oder jekauchte Mettwuersch.
"Koppschlaat" (Kopfsalat) und "Breetloof" (Breitlauch) werden auch heute gern genommen, "Rööpstöll" (Rübstiel, Stielmus), "Schwazzwuerzele" und Steckrüben sind vom Speiseplan verschwunden. Haferwurzel, Erdmandel, Knollenziest und Kerbelrübe waren schon in der Nachkriegsgeneration nicht mehr bekannt, aber in Frankreich noch heute eine begehrte Delikatesse.
Für Suppe und Gemüse nimmt man feinste Bohnen, die früher üppig entlang der Gartenzäune blühenden Feuerbohnen ("Wölleklööss") sind abgemeldet. Ohne die aus den amerikanischen Kordilleren stammenden Exoten namens "Äerpel" (Kartoffeln), "Erdäppel" (Erdapfel) oder "Jrompere" (Grundbirne) bleibt die rheinische Küche allerdings auch in Zukunft undenkbar.
Gemüsesorten werden auch im übertragenen Sinn gebraucht. "Domm Buure" haben bekanntlich "de deckste Äerpel", Weißkohl dient zur Umschreibung misslicher Umstände, "alles Kappes". Sauerkraut ("Suure Kappes") wird in seiner Entstehungsphase auf der "Schaav" gerieben und mit dem "Kappesstampel" im "Kappesfass" zermatscht. Daher der Drohbegriff "Ich hauen dich ze Kappes un Schavour".
Will man einen Landwirt bleidigen, sagt man statt "Buur" "Kappesbuur". Vogelscheuchen wurden früher "Kappesmann" genannt. In einer Parodie des Sankt-Martins-Liedes heißt es: "St. Martin rett dörch Kappes un Schavour, do kom dä Buur un schlooch en an e Uur!"