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Mit Schüssen ins neue Jahr

Joachim Schröder übersetzt in seinem Buch „Brauchtumslandschaft Eifel“ die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Epiphanias („Dreij Köninge“) mit „Rau- oder Rauchnächten“. „Raunächte“, weil sie extrem ungemütlich sein können, „Rauchnächte“, weil zwischen den Jahren in Stall und Scheune geräuchert wird. Und zwar mit Kräutern aus dem „Krockwösch“, der an Mariä Himmelfahrt gesegnet wird.

Das „Krockwösch“-Brauchtum wie auch das Räuchern während der „Rouh Naahte“ ist vermutlich älter als das kirchliche Hochfest im August. Schröder vermutet dahinter den alten Glauben an Winterdämonen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass „zwesche dä Daach“ keine Wäsche „op de Leng hange daasch“. Auch „bösche“ (Brandholz „machen“) oder „schanze“ (Reisig für den Backofen sammeln) sind verpönt. Überhaupt soll alles ruhiger vonstattengehen, um die Dämonen milde zu stimmen. Der Glaube an ihre „Wild Jagd“ und mysteriöse Dinge in der dunkelsten Jahreszeit ist international. Manche opfern Äpfel und Nüsse. Im Eifelraum, aber auch in Skandinavien gibt es Erzählungen von Tieren („Veeh“), die in der Christnacht mit menschlicher Sprache reden. In England küsst man sich „om Dörpel“ (Hauseingang) unter Mistelzweigen. Mancherorts wird geschmolzenes Wachs oder Blei in kaltes Wasser gegossen, um aus den erstarrenden Gebilden die Zukunft zu erfahren… Selbst die Knallerei an Silvester ist kein neumodisches Zeugs. „Angeschossen“ wurde das neue Jahr in der Westeifel bereits 1712. Dazu wurden Masken getragen, und man tanzte. Während Maskerade und Tanz auf Fastnacht verlegt wurden, blieb das Böllern an Neujahr. In der Neujahrsnacht wird dem Glücksspiel gefrönt. „Ussjekaat“ wurden Neujahrskränze, ein Gebäck, das in seiner Form ohne Ende an den ewigen Gott und die Unendlichkeit erinnert. Am Neujahrsmorgen grüßt man „Jlöcksälisch Nöujohr“. „Pättche“ und „Jöttche“, die Patenkinder, gehen zu „Patt“ und „Jött“, um „et Nöujöhrche“ zu holen: „Kranz“, „Schoklad“ und Geldschein.


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