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Vom Gebären und Taufen

„Chressdaach öss wie Weihnachte“ titelte der in Bad Münstereifel aufgewachsene Autor Armin Foxius sein Buch über die „Chressfierdääch“ im Rheinland. Denn der Begriff selbst, „Weihnachten“, ist in der ripuarischen Mundart unbekannt. Es ist der „Jebuertsdaach“ des kleinen Jesus und späteren Christus.

Das „Lövve“ (Leben) beginnt mit der „Jebuert“, „e Köngk witt jebo-ere“. Man nennt es in Eifel und Börde „Mox“, „Möcksje“, „Puut“, „Panz“, „Ditz“ oder „Ditzje“. Kleinkinder werden meist vom Klapperstorch gebracht, im Wildenburger Ländchen erzählt man laut Mundartexperte Manfred Konrads auch das Märchen, die „Puute“ kämen aus dem „Ditzjesboom“ (Kleinkinder-Baum). Die Gebärende „kritt“ („kriegt“ = bekommt) „jett Kleens“, wörtlich „etwas Kleines“, also ein Kind. Ein Tätigkeitswort wie „gebären“ ist unbekannt, jedenfalls beim Homo sapiens. Kühe „kaleve“, Pferde „fölle“, Schafe „lamme“, „Söu ferkele“, Katzen und Hunde „werpe“. Ist das Neugeborene schwach oder gar in Lebensgefahr, bekommt es sofort nach der Geburt „an Oert unn Plaatz“ (egal wo) die „Jähdööf“ (Nottaufe), sonst am „Dööfsteen“ (Taufbecken) in der Kirche die normale „Dööf“. Erstere darf jeder Christ spenden, Letztere nur „ordentliche Taufspender“, das sind Geistliche. Der im Taufsakrament Handelnde ist Gott selbst, deshalb kann im Grunde jeder Mensch guten Willens im Namen Gottes taufen, indem er das Haupt des Täuflings dreimal mit Wasser übergießt und dabei spricht: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen.“ Früher wurde nach drei Tagen getauft, die Mutter lag oft noch „malad am Wochebett“. „Patt und Jött“ (die Paten) sowie der Kindsvater brachten das Kind zur Kirche – und anschließend zu einem heftigen Umtrunk in die Dorfwirtschaft. Dort gab man vor, man müsse das neue Kirchenmitglied „pinkele losse“. 


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