Welde Zigg

1923 war ein turbulentes Jahr im ganzen Rheinland. Nur drei Stichworte: Inflation, Rheinlandbesetzung, Separatismus…

"Infalti-uen" sorgte für eine galoppierende Geldentwertung. Ungern erinnere ich mich an eine Episode aus der Kindheit, als der sonst umgängliche Großvater "Halffe Klöös" bis dahin aufgehobene Haufen Papiergeld verbrannte. Wir "Möxx" (Kinder, och "Pänz") hätten die "Lappen" gerne als "Spielgeld" behalten. Dovon wollt häer äver partu nix wösse: "Fott mött dämm Jelomp!"

Nikolaus Lang war es auch, der oss "Puute" ("Pänz"), an einem verdrängten Kapitel der Regionalgeschichte teilhaben ließ, der sich hinter den Begrifflichkeiten "Rheinische Republik" oder "Separatisten" versteckt. Überzeugte Pazifisten glaubten nach Ende des furchtbaren Weltkriegs 1914/18 und der über Generationen anhaltenden "Erbfeindschaft" beider Länder, ein neutraler Pufferstaat zwischen Deutschland und Frankreich könne dauerhaft Frieden bedeuten.

Kobelenz sollt de Hauppstadt were, datt Staatsterräng wohr em Wesentlije lenksrheinisch, von Kleve am Nedderheng böss Wörth en de Palz unn op de schäerl Segg Ruhrjebiet, Berjisches Langk unn Rheng-Jau böss Mainz unn Rüsselsheim. Die Landesfärve wore wie spääde NRW Ruet-Wiss-Jrön.

Was den Separatisten fehlte, war Rückhalt in der Bevölkerung. Mein Großvater gehörte nach eigener Erzählung zu einer Art Bürgerwehr, die sich den mit der Eisenbahn aus Düren anreisenden "Sonderbündlern" in Heimbach mit Knüppeln und alten Jagdgewehren entgegenstellten.

Ahnjeheiz wuhr die weld Zick 1923 noch dörch die Besetzung vom Rheinland dörch die Franzuse unn dä passive Widerstand von dä dütsche Iesebähne. Im Rosental zwischen Urft und Nettersheim wurde der erst 23jährige Josef Desiree von Besatzungssoldaten erschossen. Sein Kreuz an der Urft ist verschwunden. Die Gemeindeverwaltung kann keine Auskunft über dessen Verbleib geben…