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Manni kallt Platt: Der, die, das

„Der, die, datt“: Bestimmte Artikel bilden auch in der rheinischen Sprache das Rückgrat der Grammatik: „der Brell“ (Brille), „die Schönk“ (Schinken), „datt Mensch“ (Frau). Wehe, Sie wenden hochdeutsche Regeln an.

Manche Substantive fand der Eifeler so schön, dass er sie im Laufe der Sprachentwicklung in mehreren Geschlechtern zu verwenden lernte. Wozu ständig neue Wörter erfinden, wenn man bereits eins gefunden hat, das klasse klingt? „Bier“ zum Beispiel variiert vom maskulinen „Bier“ (Eber = der Bier), über das Getränk „datt Bier“ (Neutrum) bis hin zum seinerseits multiplen weiblichen „Bier“. „Die Bier“ war ursprünglich Obst, diente aber nach der Elektrifizierung auch zur Bezeichnung der Glühbirne und zwischen 1982 und 1998 als Kurzbeschreibung eines deutschen Bundeskanzlers. „Der Weisch“ kann den Weg meinen, aber auch die Wäsche. „Der Auto“ ist in der Eifel sprachlich ein „er“, „die Schlaat“ (Salat) eine Frau. Es gibt sogar Substantive, die während eines Tages ihr Geschlecht ändern. Interessiert einen beim Frühstück vor allem das sächliche „Koehn“ im Vollkornbrot oder Müsli, so ist einem abends als Gute-Nacht-Trunk mitunter die maskuline Variante lieber, also „der Koehn“. Immis, die sich mühsam ripuarische Klänge aneignen, rate ich persönlich zu meinem seit Jahrzehnten kultivierten Umgang mit der angelsächsischen Grammatik, die da lautet: Einfach ignorieren. Zeit und Geschlecht spielen auch auf Platt nicht die entscheidenden Rollen, wenn man sich ansonsten durch die richtige Wortwahl verständlich machen kann. Und ob sie „datt Radio“ statt richtig „der Radio“ sagen, „datt Muhl“ statt korrekt „die Muhl“, „datt Fenste“ statt „die Fenste“ oder, „der Liev“ statt „datt Liev“, Hauptsache man stellt das Radio leiser, hält die Klappe, öffnet das Fenster oder nimmt ihre Bauchschmerzen zur Kenntnis.


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