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Redensarten

„En jede Herd öss e reudig Schoof“, sagt der Eifeler, womit sich seine Redensart von der hochdeutschen Variante mit dem berühmten schwarzen Schaf nur im Grad der Schädigung unterscheidet. Denn ein schwarzes Schaf ist in der Herde nicht weiter tragisch, es unterscheidet sich zwar in der Farbe, ist meinethalben auch bockig und widerborstig, aber die anderen Schafe bleiben weiß. Wohingegen das räudige Schaf auch die anderen mit der Räude ansteckt.

Woraus man schließen könnte, dass die Eifeler aufgrund lehrreicher Erfahrungen durch die Jahrhunderte skeptischer sind als hochdeutsch redende Stadtmenschen. „Mött Falle unn Stohn liere de Köngde john“ ist beispielsweise so eine Redensart, die Binsenweisheiten subsumiert, wonach im Leben eben nicht alles glattläuft und mit Rückschlägen zu rechnen ist. Aber: Bitte nicht entmutigen lassen, wieder aufstehen, weitermachen . . . Die allgemeine Lebenserfahrung lehrt in diesem nicht gerade wirtschaftlich auf Rosen gebetteten Landstrich auch, dass in ökonomisch besser gestellten Kreisen häufig eine ganz bestimmte Form egoistischer Selbstgenügsamkeit und auch Selbstgerechtigkeit anzutreffen ist: „Wer et Krüzz hätt, der sähnt sich drmött!“ Wer das Kreuz in Händen hält, der segnet sich damit . . . Immerhin hatten Knechte und Mägde, die Dienstboten, auch ihrerseits etwas davon, wenn der Segen für die Herrschaft reichlich ausfiel: „Wenn et op de Häer rähnt, dann dröp et op de Knäet“. Trifft großer Reichtum wie Regen das Haus, dann tröpfelt es auch auf die Dienstboten. Dennoch litten die billigen Arbeitskräfte in Landwirtschaft und Bergbau äußerst selten unter Fettleibigkeit: „Der öss su fett wie en Jees für de Kniee!“ Für nicht üppig gepolsterte Frauenzimmer galt die Bezeichnung „Schmeck vom Duedewahn“: „Die sieht aus wie die Peitsche des Leichenwagen-Kutschers“.


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