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Finstere Rutte

Meine Frau und ich hatten vor Zeiten beim Tanzkränzchen im Saal der Glehner „Post“, der interessanterweise nicht ebenerdig, sondern im ersten Stock des Gasthofs lag, einen Tanzlehrer, der selbst, wenn er Hochdeutsch sprach oder das, was er dafür hielt, einige platte Formulierungen beibehielt.

Die Ausgangsposition der Tanzpaare gab er beispielsweise immer mit Blickrichtung zur Fensterreihe an, wobei er, auch wenn es noch hell war, immer von „Finster“ sprach: „Mim Gesicht zum Finster“, „Unn jetz in Richtung Finster, meine Damen und Herrn, 123, 123, 123…“ Übrigens wird das Fensterglas („Schiev“ = Scheibe), besonders, wenn es sich aus mehreren kleineren Einzelscheiben zusammensetzt, in der Eifel „Rutt“ (Mehrzahl „Rutte“) genannt. Beide Begriffe sind grammatikalisch im Übrigen feminin, also „die Rutt“ und „die Finste“. Laut Fritz Koenn kommt die „Rutt“ von den früher üblichen kleinen Schiebefenstern, wie man sie bei den Häusern im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern noch heute besichtigen kann. Wortverwandt ist die „Rutte“ ganz sicher mit dem Hochdeutschen „Raute“, denn die Kartenspielfarbe Karo, die ein rautenförmiges Geviert zeigt, wird in der ripuarischen Eifel ebenfalls „Rutte“ genannt. „Rutten opp, bedeene oder trompe!“ ruft der „Kääter“ in dr „Wietschaff“ am „Kaatedesch“. Aber der Gegenspieler hat noch eine ranghöhere „Rutte“ in der Hinterhand und sticht das „opjekaate“ Blatt mit einem „Böök“ (Ausruf): „Unn Rutten am Engk!“ Die anderen Farben im Skatblatt sind „Schöppe“ (Pik), Krüzz“ oder „Krüzze“, „Hözz“ oder „Häzze“. In seiner Episode „Der schlaue Kääte“ lässt Fritz Koenn nach einem durchkarteten Sonntagabend den beständig unterlegenen, aber zahlungsunwilligen „Kääter“ sagen: „So, do hamme noch ens fein jetupp: Ich hann nix jewonne unn Ihr hat nix verspellt“. Sprachs und verließ das Dörpslokal…


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