mn

Universalwort

„Dohn“ (tun) ist „das“ rheinische Universalhilfsverb und wird auch dann verwendet, wenn Eifel- und Bördenbewohner sich des vermeintlich Hochdeutschen bedienen. Morjens tun sie die Augen („Oohre“) auf, dann tun sie aufstehen, „dohn Kaffe drönke“ im Sinne von „frühstücken“, tun sich dann die Zähne putzen, de Äerbettsklamotte ahn und „tun auf die Arbeit“ fahren.

Zähne putzen tut der Eifeler nicht zwangsläufig selber. Meine „Jött“ (Patin) Liesa, „Johrjang Eent“ (1901), tat ihrem Gatten „Köbes“ (Jakob) im Alter das Gebiss putzen, weil er prinzipiell so filigrane Tätigkeiten mit Brillengläsern wie Glasbausteinen nicht selbst ausführen tat. Köbes trug das Gebiss nicht ständig („däht et net ömme ahn“), nur zu den Mahlzeiten, die in der „Stoff“ eingenommen wurden. Das war die Stube, also das Zimmer, in dem winters „gestocht“ (geheizt) wurde und sich die Familie auch sonst aufhielt. Im Gegensatz zur „joot Stoff“ (Wonnzömme), die ein „Schonzimmer“ war, top möbliert, aber nur an Festtagen geöffnet. Jedenfalls rief Köbes aus der Stoff seiner Frau, die das Essen auftrug („opdrohn däht“), in die „Köch“ (Küche) hinterher: „Lies, breng meng Muuhl mött!“ Und dann taten sie essen. Selbst wenn Liesa reichlich „Peffe unn Salz dranjedon“ hatt, würzte Jakob nach, mit „Maggi“. „Der deeht överall joode Koor drahn“, pflegte er zu sagen. Der tut (guten) Jeschmack dran. „Köbes“ gehörte zu den Männern, die Hut trugen und ihn „abtaten“, wenn sie dem Pastor begegnen, der in der Eifel nicht die Messe „liest“, sondern „tut“. Liesa „satz“ (pflanzte) im Frühjahr Kartoffeln („Äerpel“) und „tat“ sie im Herbst aus. Wenn junge Rheinfranken wachsen, „dohn se ne Schoss“, wenn sie alt und grau werden, aber vital bleiben, „dohn se et ömme noch“, und wenn das Lebenslicht dann doch erlischt, dann tun sie nach einem tatenreichen Leben „de Knööf zoh" und die Nachbarn „tun“ einen Kranz…


Meistgelesen