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Tihange muss vom Netz

Das Atomkraftwerk Tihange 2 hätte nie in Betrieb genommen werden dürfen. Und jetzt, wo es Strom produziert, widerspricht es international anerkannten Bewertungsmaßstäben für die Sicherheit von Kernkraftwerken.

Zu dieser Feststellung ist die Internationale Vereinigung unabhängiger Nuklearexperten "INRAG" gekommen, die auf Einladung von Städteregionsrat Helmut Etschenberg in Aachen tagt. "Die Gefahr eines Versagens des Reaktordruckbehälters ist nach den vorliegenden Untersuchungen nicht ausgeschlossen", weiß Prof. Wolfgang Renneberg. Der Physiker und Jurist war von 1999 bis 2009 als Ministerialdirektor der leitende Fachbeamte für die Reaktorsicherheit und den Strahlenschutz in Deutschland. Der Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Tihange 2 sei nach deutschem Recht untersagt.

Risse bei Inbetriebnahme

Schon bei Inbetriebnahme des Reaktors 1983 habe der Reaktordruckbehälter die Risse aufgewiesen. "Kommt es zu einem Störfall, dann treffen extreme Temperaturunterschiede aufeinander", weiß Renneberg. Die Risse im Druckbehälter wären dann eine große Gefahr und das scheinbar schon seit 35 Jahren. Eine Genehmigung hätte also nie erteilt werden dürfen. Solch ein Risiko, wie es durch Tihange 2 und Doel 3 ausgehe, gebe es in ganz Europa und auch in den USA nicht, versichert Dr. Gregory Jaczko. war von 2005 bis 2012 Vorsitzender der U.S. amerikanischen
Atomaufsichtsbehörde NRC. In dieser Position beeinflusste er maßgeblich die Reaktion
der U.S.-amerikanischen Regierung auf den Reaktorunfall in Fukushima. "Wir haben der Sorge der Menschen eine Stimme gegeben", unterstrich Städteregionsrat Helmut Etschenberg noch einmal, warum man sich so vehement für die Abschaltung des Kernkraftwerks jenseits der belgischen Grenze einsetze. Natürlich obliege es der Politik dort, die entsprechenden Beschlüsse zu fällen. "Aber es tut sich was in Belgien", ist Etschenberg hoffnungsvoll.

Öffentliche INRAG-Konferenz

Es tut sich auch was in Aachen: Dort stellt sich die Expertengruppe "INRAG" am morgigen Samstag, 14. April, ab 9.30 Uhr der interessierten Öffentlichkeit. Renneberg, Jaczko und ihre Mitstreiter werden im Depot, Talstraße 2, nahe des Europaplatzes aufzeigen, wie gefährlich die Risse im Druckbehälter von Reaktoren tatsächlich sind oder welche Konsequenzen die Freisetzung von radioaktiver Strahlung für die Grenzregion hätte. Jetzt noch anmelden an veranstaltungen@staedteregion-aachen.de oder aber am Samstag um 9.30 Uhr einfach vorbei schauen! Der WochenSpiegel berichtet live auf Facebook!


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