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Britta Scheffen

Eine Wanderung am Himmelszelt

Mechernich. Als "International Dark Sky Park" zieht die Sternenlandschaft Eifel immer mehr Besucher zu später Stunde an. Dann heißt es: "Licht aus - Himmel an."

Während man in einer Stadt nachts nur 30 bis 50 Sterne sehen kann, bietet der Himmel rund um den Nationalpark Eifel 3000 bis 5000 Sterne. Auf eigene Faust oder in Begleitung eines ausgebildeten Sternenguides können sich die Nachtschwärmer aufmachen und den Sternenhimmel erkunden. Rainer Kuhl ist seit Dezember 2021 zertifizierter Sternenguide und teilt seine lebenslange Faszination für Sterne und Astronomie gerne mit den Besuchern. Bei einer "Sternenwanderung" oder "Sternenführung" reisen die Teilnehmer in eine andere Welt unter fachmännischer Anleitung. Dabei ist der Begriff "Wanderung" oft irreführend, denn wirklich gewandert wird kaum. "Bei einer Sternenführung wandern wir mit den Augen über den Himmel", erklärt Rainer Kuhl. Der Liebhaberastronom aus Lückerath brennt für die Sterne. "Diese Faszination für den Sternenhimmel habe ich schon seit meiner Kindheit und über die Jahre hat mich das Thema nie mehr losgelassen", strahlt Kuhl. Wegen der dunklen Nächte zog er 2019 in die Eifel, damit er während des bevorstehenden Ruhestands sein Hobby unter idealen Rahmenbedingungen ausüben kann. "Im Laufe der Zeit haben wir den Traum von einem Haus in lichtarmer Gegend entwickelt und nun haben wir unseren Platz im Sternenpark Eifel gefunden und mit meiner selbstgebauten Garten-Sternwarte kann ich nicht nur selber meinem Hobby nachgehen, sondern auch den Besuchern den Sternenhimmel zeigen, wie sie ihn noch nicht gesehen haben", freut sich Rainer Kuhl. Dank einer umgebauten Spiegelreflex-Kamera kann Kuhl die einzigartigen Momente am Himmel auch in Fotografien festhalten und die Faszination von bunten Nebeln und weit entfernten Galaxien, wie der Andromeda-Galaxie, für Menschen sichtbar machen. Den Besuchern seiner Touren erklärt er zum Beispiel die verschiedenen Sternbilder. Bei besten Wetterverhältnissen können sogar ferne Galaxien beobachtet werden und wie man den Polarstern am Himmel findet, wird kein Besucher einer Sternenführung so schnell wieder vergessen.

Lichtverschmutzung

Beim Blick in den Nachthimmel tausende Sterne zu sehen, ist für viele Menschen nicht selbstverständlich. Auf Grund von "Lichtverschmutzung" ist es in städtischen Gebieten immer schwieriger die strahlenden Himmelskörper auszumachen. Künstliche Lichtquellen streuen Licht in die Atmosphäre, hellen den Nachthimmel auf und überdecken so die natürlichen Himmelslichter. Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung betreffen aber nicht nur die Astronomie, sondern auch die Pflanzen- und Tierwelt, sowie uns selbst. So kann der Tag-Nacht-Rhythmus der Natur gestört werden und sie bewirkt Verhaltensänderungen bei Tieren und trägt zum Artensterben bei. "Bei meinen Führungen ist es mir auch immer ein Anliegen über die Lichtverschmutzung aufzuklären, denn ich denke, dass viele Menschen überhaupt nicht wissen, dass zu viel Licht Probleme bereitet", erklärt Rainer Kuhl.

Die Nacht erleben

Um den Sternenpark noch besser erlebbar zu machen, gibt es bald zehn "SternenBlicke", errichtet vom Naturpark Hohes Venn-Eifel dank Fördermitteln aus dem Land NRW. An diesen Orten können Besucher und Wanderer den beeindruckenden Nachthimmel dann auf eigene Faust erkunden und auf eine astronomische Entdeckungsreise gehen. Jedem Standort wird ein eigenes Thema verliehen. Spannende Informationen und passende Installationen helfen dabei, in das Erlebnis Sternenbeobachtung einzutauchen. "Die Errichtung der SternenBlicke ist auch für uns Sternenguides ein großer Glücksfall, denn sie bieten die perfekte Atmosphäre für eine geführte Tour", freut sich Rainer Kuhl. Es gibt regelmäßig öffentliche Führungen, für die man sich online anmelden kann, aber auch private Führungen können gebucht werden. Bereits fertiggestellt sind die SternenBlicke in Bad Münstereifel und Hellenthal. Der SternenBlick in Mechernich-Floisdorf, den sich Redakteurin Britta Scheffen bereits mit Rainer Kuhl angeschaut hat, eröffnet am 24. Februar offiziell. Alle weiteren Blicke werden nach und nach fertiggestellt und bis zum Frühjahr 2024 sollen alle 10 Plätze dann fertig sein. Wer sich dann abends oder nachts auf dem Weg zu einem der SternenBlicke macht, sollte ein paar Dinge beachten: "Wichtig ist eine rot leuchtende Taschenlampe zur Orientierung, ein Fernglas und besonders warme Kleidung oder Decken mitzunehmen", rät Rainer Kuhl. Da der Nationalpark Eifel als ausgewiesenes Naturschutzgebiet bei Nacht nicht betreten werden soll, werden die Besucher gebeten nur die offiziell ausgewiesenen Wege und SternenBlicke zu nutzen.

Weitere Informationen:

 www.sternengarten-eifel.de

www.sternenlandschaft-eifel.de

https://nordeifel-tourismus.de/aktivzeit/sternenregion-eifel/sternenblicke

 

 


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