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Britta Scheffen

Gewinn durch Verzicht

Der März ist der traditionelle Fastenmonat. Nach den tollen Tagen möchten viele Menschen kürzer treten und versuchen sich an einer Fastenkur.
Waltraud Harzheim-Kreitz ist Gesundheits- und Ernährungsberaterin und gibt Tipps rund ums Fasten.

Waltraud Harzheim-Kreitz ist Gesundheits- und Ernährungsberaterin und gibt Tipps rund ums Fasten.

Bild: Wolfgang Felser

Dabei sollte nicht der Gewichtsverlust im Fokus stehen, sondern innere Einkehr und die eigene Gesundheit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Fastens, wie zum Beispiel das Heilfasten oder Basenfasten. Auch wenn viele Menschen Fasten mit Verzicht verbinden, ist die wörtliche Bedeutung eine ganz andere. Wer fastet, der "hält fest" und zwar nicht an seinen alten Essgewohnheiten, sondern an der Enthaltsamkeit. Heute ist der Begriff des "Fastens" mit verschiedenen Fastenkuren assoziiert. Im Gespräch mit Gesundheits- und Ernährungsberaterin Waltraud Harzheim-Kreitz aus Monschau haben wir uns die verschiedenen Möglichkeiten genauer angeschaut.

Heilfasten

Das Heilfasten ist eine Fastenform, die auf den Arzt Otto Buchinger zurückgeht. Diese Fastenmethode kann sowohl zur Gesundheitsprävention als auch zur Therapie bei bestimmten Krankheiten angewendet werden. Im Gegensatz zum totalen Fasten wird dem Körper beim Heilfasten eine geringe Menge Energie zugeführt. "Ich habe selber jahrelang Heilfasten gemacht und von den positiven Effekten profitiert, aber ich empfehle diese Kur nicht alleine, sondern mit kompetenter Begleitung zu machen", sagt Waltraud Harzheim-Kreitz. Besonders wichtig sei es, den Darm zu entleeren vor der Kur, damit kein Hungergefühl auftritt. Während der Fastentage erfolgt eine tägliche Zufuhr von Gemüsebrühe, Obst- oder Gemüsesäften, Honig sowie täglich mindestens 2,5l Flüssigkeit durch Kräutertee oder Wasser. Die maximal erlaubte Energiezufuhr liegt bei 250 - 500?Kalorien pro Tag. "Wer einfach nur abnehmen möchte, sollte nicht heilfasten, denn dabei geht es um eine Entgiftung des Körpers und Gewichtsreduktion ist nicht das Ziel", erklärt Harzheim-Kreitz. Koffein, Alkohol und auch Nikotin sind während der Fastenkur nicht erlaubt. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklärt die positiven Effekte des Heilfastens folgendermaßen: "Heilfasten wirkt laut Buchinger nicht nur auf der medizinischen Ebene, sondern auch auf psychosozialer und spiritueller Ebene. Diese drei Dimensionen bilden zusammen eine nicht zu trennende Einheit. Buchinger sprach daher auch von einer "Diät der Seele" während des Fastens." Die Fastendauer sollte etwa eine Woche betragen. Nach Ende des Heilfastens werden etwa drei Tage eingeplant, um sich wieder an ein normales Essverhalten zu gewöhnen.

Basenfasten

Basenfasten ist eine Methode der Alternativmedizin, die der "Entsäuerung" des Körpers dienen soll. Basenfastenkuren erfreuen sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Während des Basenfastens werden ausschließlich Lebensmittel, die als basisch gelten verzehrt. Dies sind beispielsweise Gemüse, Obst, bestimmte Nüsse und Lein-, Oliven- oder Rapsöl. Auch Waltraud Harzheim-Kreitz bietet geführte Basenfastenwochen an, wo die Teilnehmer professionell und angeleitet und unterstützt werden. "Ich bin überzeugt von den Vorteilen basischer Ernährung auf unsere körperliche Gesundheit", sagt Harzheim-Kreitz. Durch die Zuführung basischer Lebensmittel entsäuert der Körper und der Stoffwechsel wird angeregt, während der Blutzuckerspiegel konstant bleibt. "Basenfasten kann eigentlich jeder und es sorgt rasch für ein gesteigertes Wohlbefinden, da der Kopf klar wird und sich die Leistungsfähigkeit deutlich steigert", sagt die Ernährungsexpertin. Für eine dauerhafte Ernährung ist das Basenfasten hingegen nicht geeignet, weil lebenswichtige Nährstoffe auf Dauer in zu geringen Mengen zugeführt werden könnten, rät die DGE von langfristigem Basenfasten ab. "Eine Woche Basenfasten reicht aus und kann den Weg in eine gesündere Ernährungsweise ebnen", rät auch Harzheim-Kreitz.

Intervallfasten

Intervallfasten bedeutet tage- oder stundenweise auf Nahrung zu verzichten. Es gibt unterschiedliche Konzepte mit zwei aufeinander folgenden Fastentagen bzw. zwei festgelegten Fastentagen pro Woche oder alternierendes Fasten. "Intervallfasten kann eine tolle Entlastung für den Darm sein, aber wenn man dabei abnehmen möchte, muss man in den Stunden der Nahrungsaufnahme natürlich darauf achten, was man zu sich nimmt", sagt auch Waltraud Harzheim-Kreitz. Dem Intervallfasten werden verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen auf den Stoffwechsel zugeschrieben. Bisherige Daten deuten auf eine positive Wirkung auf Gesundheit und Gewichtsabnahme hin. Wer allerdings langfristig an seiner Gesundheit arbeiten möchte und sein Körpergewicht ohne Jo-Jo-Effekt halten möchte, kommt an einer grundlegenden Ernährungsumstellung nicht vorbei. Auch Ernährungsexpertin Harzheim-Kreitz wird meistens erst aufgesucht, wenn schon die ersten gesundheitlichen Probleme aufgetaucht sind. "Ich würde mir wünschen, dass die Menschen sich mit gesunder Ernährung beschäftigen, bevor es schon zu spät ist", sagt sie.

Vollwertig essen und trinken hält gesund, fördert Leistung und Wohlbefinden. Wie sich das umsetzen lässt, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in 10 Regeln formuliert.

Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE

1. Lebensmittelvielfalt genießen
Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und essen Sie abwechslungsreich. Wählen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel.

2. Gemüse und Obst - nimm "5 am Tag"
Genießen Sie mindestens 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst am Tag.

3. Vollkorn wählen
Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die beste Wahl für Ihre Gesundheit

4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
Essen Sie Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse täglich, Fisch ein- bis zweimal pro Woche. Wenn Sie Fleisch essen, dann nicht mehr als 300 bis 600 g pro Woche.

5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
Bevorzugen Sie pflanzliche Öle wie Rapsöl und daraus hergestellte Streichfette. Vermeiden Sie versteckte Fette.

 6. Zucker und Salz einsparen
Mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Getränke sind nicht empfehlenswert. Sparen Sie Salz und reduzieren Sie den Anteil salzreicher Lebensmittel. Würzen Sie kreativ mit Kräutern und Gewürzen.

7. Am besten Wasser trinken
Trinken Sie rund 1,5 Liter jeden Tag. Am besten Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee

8. Schonend zubereiten
Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig und so kurz wie möglich, mit wenig Wasser und wenig Fett.

9. Achtsam essen und genießen
Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre Mahlzeiten und lassen Sie sich Zeit beim Essen.

10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
Vollwertige Ernährung und körperliche Aktivität gehören zusammen. Dabei ist nicht nur regelmäßiger Sport hilfreich, sondern auch ein aktiver Alltag.
(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn)

 

 

 


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