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Trailrunning durch die Stadt der Liebe

Wer Holger Lapp aus Konzen kennt, weiß, dass er sich immer wieder besondere Läufe sucht. Dieses mal sollte es ein Ultralauf sein mit ganz besonderem Ziel. Dem Wahrzeichen von Paris.

Paris, da kommen einem sofort traurige Gedanken an die Anschläge in den Sinn, schlimme Bilder aus den Medien und dann sofort die Überlegung: Sollte man diese Stadt meiden? Sollte man sich vorerst nicht auf großen Veranstaltungen dort aufhalten? Aber hat der Terror dann nicht gesiegt? Fragen, die eigentlich nichts mit dem Sport zu tun haben sollten, aber auch hier sind die Auswirkungen spürbar. Polizei überall präsent, zu Fuß, in Autos und auch auf Pferden. Schon der Check-In zum Lauf war mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen verbunden. Wenn sonst die Rucksäcke bei Ultratrails nach ihrer Pflichtausrüstung geprüft werden, war hier Security mit dem Check nach Waffen oder Co. beschäftigt.«Da kommt schon ein mulmiges Gefühl auf - doch ich wollte mir meine Lauffreude nicht nehmen lassen«, erklärt Holger Lapp. »Ecotrail« heißt der Lauf, eine Laufserie, die man mittlerweile in einigen Städten antrifft und die versucht, Trailrunning in und um Großstädte zu organisieren. Dem Wort »Eco« wird durch diverse Aktionen versucht, Rechnung zu tragen. Es gibt keine Einwegbecher, die mobilen Chemietoiletten am Start und an den Verpflegungsstellen werden nur mit Streu bedient, zur Pflichtausrüstung gehört ein Müllsäckchen und für die Anreise steht gratis ÖPNV zur Verfügung.

Viele Starter

»Im Gegensatz zu meiner ersten Teilnahme 2012 fand ich mich dieses Mal zwischen weit mehr Teilnehmern wieder«, war Lapp überrascht. Satte 2500 weitere Läufer standen am Start für die 80 Kilometer-Strecke. Vom Start weg lief es richtig gut. Mit lockeren Beinen liefen die ersten 22 km bis zur Verpflegung wie im Flug. Nur kurz auffüllen und weiter ging es und bis Kilometer 40 waren auch die wenigen kurzen und knackigen Anstiegen sehr schnell genommen. Es ging vorbei am Park von Versailles und das prachtvolle Schloss war ganz am Ende des Parks zu sehen. Danach kam der Punkt, wo sich alles änderte. Waren die Beine noch voller Kraft, machte sich der Magen heftig bemerkbar. Irgendetwas sorgte für Probleme und zwang Lapp vom Laufschritt in den Wandermodus. Die nächsten 5 km bis zur nächsten kleinen Verpflegung, an einem schönen alten Chateau, zogen sich somit unendlich hin. Die Frage, Aufgeben oder Weiterwandern und hoffen, dass es besser wird? »Auf meine SMS an meine Ina und an die Teamkollegin Manishe, die den 45 km Lauf bereits erfolgreich beendet hatte, kam prombt die Anwort, ich würde schon wissen, was ich tue«, stand Lapp am Scheideweg. »Angetreten war ich zwar, um den Lauf auch zu finishen, er sollte aber in erster Linie dazu dienen, um festzustellen, ob meine Laufverletzung der letzten Wochen sich bemerkbar machte oder nicht.« Tat sie nicht - zwar machten sich da gemischte Gefühle bemerkbar, aber durchhalten um jeden Preis, das war hier nicht sein Motto. Es dauerte nicht lange und die Probleme wurden weniger, aber sobald er das Tempo wieder forcierte, kamen diese wieder. Also hieß es - Tempo raus.

Trampelpfad

Der Lauf verlief bis hierher überwiegend durch Eichenwälder auf meiste breiten Waldwegen. Dem Wort Trail, also Trampelpfad, wurde nur wenig Tribut gezollt. Die wenigen Singletrails konnte man an einer Hand abzählen. Dennoch war die Strecke sehr abwechslungsreich und erinnerte mich an vielen Stellen an den Aachener Wald oder den Frankfurter Stadtwald. Dann bei km 47, mitten in der Orangerie eines kleinen Palais, der erste Blick runter auf Paris und Blick auf das Ziel, den Eiffellturm. »Das entschädigte für vieles!« An Kilometer 55 stand dann für den ehrgeizigen Extremläufer endgültig fest, dass er trotz der noch immer währenden Magenprobleme weiterlaufen werde. So langsam kam die Dämmerung und an der letzten Verpflegung, etwa 12 Kilometer vor dem Ziel, dann ein traumhafter Blick auf Paris mit dem leuchtenden Eiffelturm, der mit seinem Scheinwerfer fast schon an das suchende Auge aus Herr der Ringe erinnerte. Ab jetzt kam einer der nicht so schönen Abschnitte. »Ich hatte das noch von 2012 in Erinnerung - es zog sich so dahin - entlang der Straße, ein Kampf mit den Fußgängern, immer entlang an der Seine«, hatte Lapp mit Unwegsamkeiten in Frankreichs Hauptstadt zu kämpfen. Bevor der Höhepunkt endlich erreicht wurde.

350 Stufen

Der Eiffelturm: Am Straßenrand davor viele jubelnde Zuschauer. Dann wieder Security Check, Taschendurchleuchtung - das Ziel war ja noch nicht ganz erreicht. es hieß noch, mit den müden Beinen die rund 350 Stufen bis auf die erste Plattform des Eiffelturms. Ein Mini-Sprint und geschafft. »Ich war trotz der Magenprobleme nur zwei Minuten langsamer als vor fünf Jahren«, verkündet Lapp stolz. Am Ende war der »Ecotrail« durch Paris für Holger Lapp ein Erfolg. Denn es sollte zum einen ein Testlauf werden, für die weiteren Vorhaben dieses Jahr und zum anderen ein schönes Wochenende in einer tollen Stadt. Lapp: »Beides wurde zu 100 Prozent erfüllt und dass ich das Finisher Bier erst am nächsten Tag, nachdem es dem Magen wieder besser ging, trinken konnte, war auch nicht weiter tragisch...

Sechs Events

Der »Ecotrail« findet in sechs europäischen Städten statt: Paris (März), Oslo (Mai), Stockholm (Juni), Brüssel (September), Funchal (Oktober) und Madrid (November). Mehr Informationen zu dem Lauf gibt es unter http://www.ecotrail-events.com/


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