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Pleushütte vor 60 Jahren im See versunken

1958 versank der kleine Ort an der Rur in den Fluten der aufgestockten Talsperre. Viele Menschen verloren ihre Heimat - Zeitzeuge Siegbert Heup erinnert sich.

Vor 60 Jahren wurde die Rurtalsperre aufgestockt. Bis dahin endete das Gewässer mehrere Kilometer unterhalb von Einruhr und Pleushütte. Die Aufstockung war für die Menschen aus Einruhr und Pleushütte, die lediglich durch die Rur getrennt waren, ein einschneidendes Ereignis. »Viele von uns mussten auf die andere Seite der Rur umsiedeln oder haben die Eifel ganz verlassen«, weiß Siegbert Heup, der die Flutung als Teenager hautnah miterelebte. Und das, wo erst wenige Jahre vergangen waren, seit durch den Zweiten Weltkrieg Leib und Leben bedroht waren und man nicht wusste, ob man je wieder in die Heimat zurückkehren könne.

Bau trotz Widerstand

Trotz erbitterten Widerstandes begannen 1955 in Rurberg die Bauarbeiten am Paulusdamm, der dann 1958 fertig wurde. Siegbert Heup (76), der heutige Vorsitzende des Eifelvereins Einruhr/Erkensruhr, der in Pleushütte geboren wurde, kann sich als Zeitzeuge daran noch erinnern. Heup zog im Übrigen mit seiner Familie schon nach Kriegsende nach Einruhr um und erlebte die Flutung als Teenager. In Erinnerung hat er noch, dass einige Familien vor der Flutung ins Bergische Land gezogen sind.
Mit der Aufstockung der Talsperre änderte sich das Gesicht von Einruhr grundlegend. Über Jahre war dort eine einzige Großbaustelle. »Zwölf Häuser wurden im Ort abgerissen und auf dem angeschütteten Gelände wieder neu errichtet«, weiß Heup. Im Zuge der Neugestaltung des Dorfes wurde am Ufer des Sees ein Badestrand ausgebaut und ein Landesteg für die Schiffe der Rursee-Flotte eingerichtet. Die B 266 musste auf einer Strecke von zwei Kilometern verlegt und die Rurbrücke im Zuge der Bundesstraße erneuert werden. »Rund 200 Morgen wurden angeschüttet, um das Land vor der Wasserflut zu schützen«, erinnert sich der Pleushütter. Auch der Friedhof musste damals verlegt werden. Zudem erhielt Einruhr eine moderne Kanalisation mit Kläranlage, die auch den Anforderungen eines Ferien- und Fremdenverkehrsortes entsprach.

Touristen kamen immer schon

Nach der Flutung brauchte es dann einige Zeit, bis sich der Fremdenverkehr in Einruhr wieder in verstärktem Maße einfand. Allerdings war Einruhr schon vor der Aufstockung bei Touristen beliebt. Die Gäste kamen, um in der Rur zu baden und um bei den Bauern auf den Heuböden für wenig Geld zu schlafen. Das waren die Zeiten, in denen in den Gästezimmern lediglich ein Krug mit Wasser zum Waschen stand. In den 1960er Jahren tauchten dann die ersten Schilder auf, die mit fließendem warmen Wasser in den Pensionen warben. Das Kleinod erlebte fortan als »Dorf am See« eine positive Entwicklung und ist ein bedeutendes touristisches Ziel in der Eifel.


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